Kirchenexperten debattierten Donnerstag Abend in ORF III ("Politik live") detailiert über das "System Schwarz", über die Vorwürfe der Misswirtschaft im Bistum, Erpressbarkeit des Bischofs und die Macht der "Schattenbischöfin", der Vertrauten von Bischof Alois Schwarz. Der ist im Sommer von Klagenfurt nach St. Pölten gewechselt.

Das war Anlass, dass die seit Jahren kirchenintern wie öffentlich bekannt gewesenen Vorwürfe massiv hochgekocht sind. Der Offene Brief an Schwarz von Gerda Schaffelhofer, ehemalige KA-Präsidentin, in der Kleinen Zeitung sorgte für breites Aufsehen. Für die nächste Woche steht der Beginn der apostolischen Visitation in Kärnten an. Visitator ist der Salzburger Erzbischof Franz Lackner.

"Vertuscht"

Erinnert wurde in der Diskussion mit Ingrid Thurnher an die Missbrauchsfälle der Ära Krenn und Groer und wie die Kirche damals damit umgegangen ist. "Zuerst wurde vertuscht, dann versetzt. So versucht die Kirche, aus Problemen herauszukommen", zog ORF-Kirchenexperte Peter Pawlowski Parallelen. Der Theologe Hans-Joachim Sander von der Universität Salzburg zollte der interimistischen Kärntner Kirchenführung mit Administrator Engelbert Guggenberger Respekt. Die Veröffentlichung des Prüfberichts wider die Weisung aus Rom sei notwendig gewesen. "Es war ein Machtkampf, aus dem die Diözese herauskommen muss." Wie es nun weitergeht? Sander geht davon aus, "dass sich die Sache noch verschärfen wird und erst ausgehen wird, wenn der Bischof zurücktritt." Pawlowski hofft, "dass Schwarz dazukommt, dass er zurücktritt". Sander hält Lackner als Visitator für befangen.

Die Theologin Regina Polak glaubt nicht an eine Verschwörung gegen Schwarz. "Das, was ich an einzelnen Erzählungen von glaubwürdigen Personen gehört habe, erscheint mir auch sehr glaubwürdig. Da kann man vieles nicht erfinden.“ Kirche in einer modernen Gesellschaft müsse lernen, Konflikte öffentlich auszutragen und die Wahrheit beim Namen zu nennen, mahnte sie ein. Schaffelhofer betonte: "Vieles wird nun von der Visitation abhängen. Wenn diese zur Farce wird, so wird sich das die Kirche in Kärnten nicht gefallen lassen."

Zitate aus der Diskussion

Theologe Hans-Joachim Sander (Theologe): "Guggenbauer muss man Respekt zollen. Das ist nicht selbstverständlich. Das ist in der Frage aber auch wirklich notwendig. Es geht um eine Auseinandersetzung, die alle Züge eines Machtkampfs hat. Aus diesem Machtkampf muss die Diözese herauskommen."

Gerda Schaffelhofer (ehem. Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich): "Es war eine total krankhafte, pathologische Situation! Es ging nicht nur um eine Frau. Es waren zwei Frauen, eine hat er aus Wien mitgebracht, die andere kam neu dazu." (...) "Ich sags wörtlich: Sie haben sich bekämpft bis aufs Messer."

Regina Polak (Theologin) auf die Frage ob da eine Verschwörung im Gange ist: „Das, was ich an einzelnen Erzählungen von glaubwürdigen Personen gehört habe, erscheint mir auch sehr glaubwürdig. Da kann man vieles nicht erfinden.“

Dietmar Neuwirth (Presse): "Mich machen die Vorwürfe nicht fassungslos, mich machen sie sprachlos, vor allem die Sprachlosigkeit der Hirten. Die Regierung hat Mut, an der Regierung Kritik zu tun, das soll die Kirche auch tun. Jetzt plötzlich verliert sie den Mut. (...) Es erinnert mich ein kleinwenig  an die Affäre Groer, wo auch sehr oft und sehr lange geschwiegen wurde. Die katholische Kirche hat diesbezüglich nichts gelernt."