Die katholische Kirche kommt aufgrund der Affäre rund um Bischof Alois Schwarzund das Bistum Gurk in Kärnten nicht zur Ruhe. Ein Prüfbericht, den die aktuelle Kirchenführung in Kärnten in Auftrag gegeben hat und der vom Domkapitel Gurk veröffentlicht wurde, ist zu dem Schluss gekommen, dass Schwarz - seit Juli Bischof der Diözese St. Pölten - für ein undurchsichtiges "System Schwarz" verantwortlich sei. Damit seien auch Misswirtschaft und das "Abhängigkeitsverhältnis zu einer Vertrauten" verbunden gewesen.

Nun ist die Affäre um eine Facette reicher: Gestern wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Graz gegen Bischof Schwarz wegen des Verdachtes der Untreue ermittelt. Und auch Kardinal Christoph Schönborn muss sich in dem Zusammenhang ungewöhnlich harsche Kritik aus der Diözese Klagenfurt gefallen lassen. Schönborn hätte die Dinge verharmlost und zu lange weggeschaut, lautet der Vorwurf aus Klagenfurt. „Ich bin nicht die zuständige Instanz, die Herren in Klagenfurt hätten jederzeit in Rom an der zuständigen Stelle ihre Beschwerden melden können“, kontert Schönborn. Ihm sei eine etwaige Korrespondenz auf jeden Fall nicht bekannt, „falls es eine gegeben hat“. Schönborn weiter: "Es gibt eine Visitation, das ist die kompetente Stelle. Ich bilde mir kein Urteil. (...) Die Sache ist zu komplex. Und die zuständige Stelle ist Rom."

"Haben uns an die Nuntiatur gewendet"

Am Nachmittag konterten die Verantwortlichen in der Diözese Gurk.  Nachdem Kardinal  Schönborn  im ORF-Radio gemeint hatte, die "Herren in Klagenfurt" hätten ihre Beschwerden seines Wissens nach nie nach Rom gemeldet, kam aus der römisch-katholischen Diözese Gurk-Klagenfurt umgehend Widerspruch. Man habe sich nämlich an die Nuntiatur gewendet.

"Bekanntlich ist die offizielle Vertretung des Papstes in Österreich die Nuntiatur in Wien, mit der Funktion des 'Sprachrohrs' und Brückenkopfs zwischen dem Vatikan und der Ortskirche", hieß es in einer schriftlich übermittelten "Richtigstellung" des Pressesprechers der Diözese: "Unter Einhaltung des Dienstweges wurde eben diese Nuntiatur seit Jahren immer wieder von hochrangigen kirchlichen Vertretern aus Kärnten, von kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie von besorgten Katholikinnen und Katholiken über die Situation in der Diözese Gurk informiert."

Mindestsicherung

Außerdem kritisierte Kardinal Christoph Schönborn im Ö1-Interview die Mindestsicherung für kinderreiche Familien. Das sei eher eine symbolische Maßnahme, denn um wirklich viel Geld würde es in Relation zu dieser Maßnahme nicht gehen, sagte er. Und er kritisierte auch die Form der Debatte über dieses Thema. „In einer Gesellschaft in der es möglich ist Mindestsicherungsbezieher global als Sozialschmarotzer zu bezeichnen, da ist etwas in Schieflage“, sagte Schönborn im Ö1 Journal zu Gast.

Schönborn erklärte, nicht in Detaildiskussionen eingreifen zu wollen, weil er zu wenig Experte dafür sei, aber "natürlich treten wir ganz entschieden dafür ein, dass nicht am unteren Rand der Gesellschaft gespart wird. (...) Es ist kein gutes Signal für eine Gesellschaft, wenn bei denen gespart wird, die unter der Armutsgrenze sind. Das wäre ein Armutszeugnis für ein reiches Land."

Auf die Frage nach den Öffnungszeiten am Sonntag sagte Kardinal Schönborn: "Ich bin - no na - dagegen."

Auf die Frage, wo der Kardinal Silvester verbringe, sagte Schönborn: "Ich flüchte aufs Land zu einer befreundeten Familie, denn am Stephansplatz ist es ein Höllenlärm. Man hört nicht einmal die Pummerin."