Jährlich fallen zwischen 5000 bis 7000 Tonnen Kunststofftragetaschen unterschiedlicher Dicke in Österreich an. Insgesamt kommen in unserem Land jedes Jahr rund 30.000 Tonnen Plastik-Müll an. Vor allem die Sackerl landen oft in Flüssen, sind Teil der Verschmutzung von Flächen und Räumen ("Littering") und stellen besonders Städte und Gemeinden sowie die Landwirtschaft und Umwelt vor immer größere Herausforderungen. Alleine in Österreich werden pro Tag über 100 Kilo Plastik über die Donau abtransportiert.

Bundeskanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger sagen dem umweltschädlichen und verschwenderischen Plastikverbrauch nun den Kampf an und leiten einen vollkommenen Systemwechsel in Österreich ein. "Wir wollen ein neues Umweltbewusstsein schaffen und dem Trend der 'Wegwerfgesellschaft' entgegenwirken", erklärt Kanzler Kurz.

Geplant ist ein Maßnahmenpaket, das unter anderem das Verbot von nicht-abbaubaren Plastiksackerln enthält. In Kraft treten soll das Verbot mit 1.1.2020.

Der österreichische Handel hat bisher schon im Kampf gegen Plastik freiwillig einzelne Initiativen gesetzt und mit gutem Beispiel innovative Ideen umgesetzt. Die Bundesregierung möchte auf diesen Initiativen nun aufbauen und die Reduktion des Plastikverbrauchs gesamtgesellschaftlich weitertreiben. Kurz, Strache sowie die ressortverantwortliche Köstinger werden zu einem runden Tisch mit den führenden Handelsketten und Branchenvertretern laden: Denn einerseits braucht es klare Vorgaben seitens der Politik, andererseits muss für die bestmögliche Umsetzung gemeinsam mit Handelsketten und Experten nach Lösungen gesucht werden.

Keine Ausnahmen

Auch die Auswirkungen auf den Einzelhandel, Lieferservices oder den klassischen Würstelstandbetreiber sollen in dieser Diskussion berücksichtigt werden, dafür werden entsprechende Hilfestellungen erarbeitet werden. Ausnahmen für Würstelstände, Kebab-Buden oder Apotheken soll es nicht geben.

In Frankreich gibt es bereits seit 1. Jänner 2016 ein landesweites Verbot nicht kompostierbarer Plastiksackerl. In Italien gibt es seit 1.Jänner 2011 ein Verbot von Plastiksackerl, die aus nicht biologisch abbaubarem Material bestehen. Weitere generelle Verbote gibt es in Bangladesh, Buthan, Burundi, Marokko, Papua-Neuguinea, Ruanda und Tansania. Zudem gibt es einige Länder, in denen bestimmte Arten von Plastiksackerl verboten sind - in Uganda etwa dickwandige Sackerl - oder regionale Verbote (Hawaii in den USA oder Neu-Delhi in Indien).

WKO: "Nicht notwendig"

Geteilte Reaktionen und Kritik hat das geplante Verbot in der Wirtschaft hervorgerufen. "Das jetzt angekündigte generelle Verbot ist aus unserer Sicht nicht notwendig", bemerkte Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Der Handel werde damit "leben müssen", meinte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

"Der Handel bekennt sich - natürlich - zum Umweltschutz. Das zeigt sich auch daran, dass die freiwillige Vereinbarung mit großen Handelsunternehmen zur Reduktion des Kunststofftaschenverbrauchs hervorragend funktioniert", erläuterte Buchmüller in der WKÖ-Aussendung. Tatsache sei: "Das Gratis-Plastiksackerl ist im österreichischen Handel schon jetzt praktisch Geschichte, der Verbrauch an Plastiktaschen massiv zurückgegangen."

"Regulierung des Online-Handels wichtiger"

Buchmüller betonte, dass eine Ausweitung der freiwilligen Vereinbarung auf kleinere Handelsbetriebe angeboten wurde. "Wenn es jetzt trotzdem zu einem Plastiksackerl-Verbot kommen soll, brauchen die Betriebe Unterstützung, um ihren Kunden praktikable Alternativen anbieten zu können." Zudem könne es nicht sein, "dass hier einmal mehr nur der österreichische Handel, nicht aber der ausländische Online-Versandhandel in die Ziehung kommt", kritisierte Buchmüller.

Eine Regulierung des internationalen Online-Handels und Bewusstseinsbildung beim Konsumenten sei entscheidend, hieß es auch aus dem Handelsverband. "Wir würden uns jedoch wünschen, dass hochwertige Mehrweg-Kunststofftragetaschen im Handel weiterhin kostenpflichtig eingesetzt werden dürfen. Diese werden schließlich nicht nach einem Einkauf weggeworfen", forderte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.