Die ungeliebte zweite Reihe dürfte bald passé sein: Georg Dornauer greift nach dem Rücktritt von Parteichefin Elisabeth Blanik nach der roten Macht im schwarzen "heiligen" Land Tirol. Dass sich der ebenso öffentlichkeitsbewusste wie ehrgeizige 35-jährige Sunnyboy und Vizeparteichef schon länger auf dem Vorsitzendenposten sah, ist ein offenes Geheimnis. Nun muss der "rechte Sozialdemokrat" verbinden, um ohne Schrammen ans Ziel zu gelangen.

Der studierte Politikwissenschafter sitzt zwar erst seit der Landtagswahl im heurigen Februar im Landtag, als Anwärter auf die Spitzenposition der Tiroler Sozialdemokratie und Zukunftshoffnung gilt er jedoch schon länger. Zupassgekommen dürfte Dornauer dabei die Tatsache sein, dass die in den vergangenen Jahren mitunter schwer gebeutelte Landespartei nicht gerade reich an Erste Reihe-Führungsfiguren war bzw. ist.

Sendungsbewusst und eloquent

Da fällt jemand wie der sendungsbewusste und durchaus eloquente Dornauer - ausgestattet mit einer gewissen Portion Skilehrer-Charme - schnell mal auf. Noch dazu wo er in den vergangenen Jahren auffällig-beständig an seiner Machtbasis zimmerte. So eroberte er 2016 in seinem Heimatort, dem 1.333 Einwohner zählenden Sellrain, den Bürgermeistersessel - nach Jahrzehnten der ÖVP-Herrschaft. Zwar trat der findige Jungpolitiker nicht mit einer dezidierten SPÖ-Liste an, von einem Coup sprach man trotzdem allenthalben. Noch dazu, da sein Vater - der frühere SPÖ-Landtagsabgeordnete Georg Dornauer sen., nach wie vor Landesgeschäftsführer der Partei - es "nur" bis zum Vizebürgermeister gebracht hatte. Pikantes Detail: Im Jahr 2010 war Dornauer jun. mit seiner Liste auch gegen seinen Vater ins Rennen gegangen.

Das Bürgermeisteramt und die damit verbundenen Mühen der Ebene halfen Dornauer auch dabei, sich politische Seriosität anzueignen bzw. zu vermitteln, und das ihm ein wenig anhaftende "Luftikus"-Image loszuwerden. Dazu trug auch die Funktion des Vorsitzenden im Verband sozialdemokratischer Gemeindevertreter in Tirol bei. Zudem ließen sich dadurch Netzwerke weit hinein in das "schwarze Lager" knüpfen.

Der zweite wesentliche Markstein auf seinem Weg nach oben war die Wahl zum Bezirksparteivorsitzenden von Innsbruck-Land. Hinsichtlich der Anzahl der Mitglieder und der Größe des Bezirkes ein wesentlicher Machtfaktor in der Tiroler SPÖ.

Enge Bande zu Doskozil

Bei der Landtagswahl traten Blanik und Dornauer quasi im Tandem an. Begleitet wurde das Duo von steten Gerüchten über endenwollende politische Übereinstimmung in wesentlichen Punkten. Blanik gilt als Vertreterin der progressiven Mitte-links-Fraktion. Dornauer wird hingegen dem rechten Parteiflügel zugeordnet, ihm werden enge Bande zu Burgenlands SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil nachgesagt.

Doch der Wahlkampf überschattete zunächst noch alles und einte die beiden - mit Erfolg, die Tiroler SPÖ kam aus dem Tal der Tränen und gewann ein paar Prozentpunkte hinzu. Klar zum Vorschein traten die Differenzen dann aber bei den Sondierungsgesprächen nach der Wahl. Dornauer drängte vehement in eine Koalition mit der ÖVP und sah sich wohl schon als Landeshauptmannstellvertreter. Blanik hingegen hatte die Handbremse angezogen und pochte darauf, rote Grundsätze nicht abzugeben. Die ÖVP entschied sich letztlich für die Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition - der rote Kater war perfekt.

Dornauer polarisiert und ist folglich parteiintern nicht unumstritten. Vor allem der linke Flügel, die SPÖ-Frauen und die Innsbrucker Stadtpartei, mit der er sich den ein oder anderen Strauß lieferte, beäugen ihn skeptisch. Er wird viel an Überzeugungsarbeit leisten müssen, um seine Kritiker dazu zu bewegen, für ihn zu votieren.

Georg Dornauer wurde am 4. März 1983 geboren. Nach der Matura am Bundesoberstufenrealgymnasium in Innsbruck studierte er Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. 2009 dissertierte er über die "Ursachen und Hintergründe für die Hegemonie der ÖVP in Tirol". Anschließend war er unter anderem als Klubsekretär und politischer Referent im SPÖ-Landtagsklub tätig. 2016 wurde er Bürgermeister von Sellrain, 2018 Landtagsabgeordneter.