Die Parteitagsregie hat nichts dem Zufall überlassen. Am Samstag soll Pamela Rendi-Wagner in Wels zur neuen SPÖ-Chefin gekürt werden. Der Wechsel an der Spitze der früheren Kanzlerpartei fiel bekanntlich äußerst ruppig aus. Christian Kern kündigte zunächst einen Teilrückzug an, um dann ganz abzutreten. Die Verwundungen und Verwunderung über Kerns Sprunghaftigkeit sitzen bei namhaften Genossen immer noch tief.

Als Kern zum Parteichef gewählt wurde, glänzte sein Vorgänger Werner Faymann durch Abwesenheit. Kern stellt sich jedoch den Delegierten - ausgerechnet in jener Halle, in der er seinen Plan A präsentiert hatte. Damals lag ihm die Partei zu Füßen, dann ging's langsam bergab. Der Befürchtung, der Altkanzler könnte in seiner Abschiedsrede zur Generalabrechnung ansetzen oder durch eine fulminante Rede seine Nachfolgerin rhetorisch in den Schatten stellen, wurde vorgebeugt. Kern darf erst das Wort ergreifen, wenn die Kür der neuen Parteichefin abgeschlossen ist. „Der Vormittag ist ganz auf die neue Chefin zugeschnitten“, erklärt ein Stratege. „Alles andere erfolgt später.“ Kern redet, während die Stimmen für Rendi-Wagner ausgezählt werden. Alle umstrittenen Abstimmungen (über die EU-Liste, gegen die die Kärntner aufbegehrt haben, oder die Statutenreform, wo Wiener und Steirer im Clinch lagen) wurden auf den Sonntag verlegt. Sicher ist sicher.

Mit dem Slogan „Neue Kraft, neuer Mut“ will die SPÖ in Wels durchstarten, 7000 kleinformatige Plakate mit dem Bild der neuen Parteichefin hängen seit gestern im Land. In den letzten Wochen hatte sich Rendi-Wagner rargemacht, die internen Reibereien verschlangen offenkundig Zeit und Energie. „Der ORF lädt im Jahr vierzig Mal ins Zentrum, und bald gibt es sechs Mal in der Woche die ZiB 2“, weist ein Insider den Vorwurf zurück, der auch SPÖ-intern zu vernehmen ist, von der neuen Parteichefin sei zuletzt wenig zu hören gewesen. „Das politische Jahr ist dicht und lang. Es gibt genug Auftrittsmöglichkeiten. Uns läuft nicht die Zeit davon.“

In Regierungskreisen merkt man hämisch an, erstmals habe es eine Wacheablöse gegeben, die keinen Niederschlag in Umfragen gefunden habe. „Als Kurz, Pröll, Mitterlehner, Spindelegger kamen, gingen die Umfragen nach oben. Die SPÖ stagniert.“ David Pfarrhofer, Chef des Linzer Marketinstituts, zum ausbleibenden „Rendi-Effekt“: „Kern hatte es leichter, denn er löste Faymann ab. Hätte Rendi Faymann beerbt, wären die Umfragen nach oben geschnellt.“ Die SPÖ liegt stabil bei 26 bis 28 Prozent, sicher auf Platz zwei, aber deutlich hinter der ÖVP. Die SPÖ steckt in der Krise, die ÖVP stand im Vorfeld von Wachablösen fast immer am Abgrund.

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