Der studierte Volkswirt Werner Kogler war 1981 als 20-Jähriger einer der Gründungsväter der Grünen. Im Oktober 2017 sperrte das letzte grüne Ur-Gestein die Tür zum Parlamentsklub zu.

Die Grünen sind tot - es leben die Grünen! Und mit ihnen der kernige Steirer aus St. Johann in der Haide, der als fast 57-Jähriger noch einmal anschickt, seine Partei neu zu erfinden.

Es ist nicht das erste Mal, das Kogler als Nothelfer in Erscheinung tritt. Seit den ersten Tagen der Grünen beherrscht er den Seiltanz zwischen Gemeinde, Land und Bund. Nie bekam ihn die Partei so zu fassen, dass er mit einer Funktion untrennbar verbunden war und blieb.

1985 zog er in den Grazer Gemeinderat ein, dort blieb er bis zu Jahr 1988. 1999 wurde er Vorstandsmitglied der steirischen Grünen, im selben Jahr zog er in den Nationalrat ein und wurde Mitglied des erweiterten Bundesvorstandes.

Koglers große politische Stunde schlug mit dem Einzug ins Parlament und der Übernahme des Rechnungshofausschusses, der es ihm ermöglichte, sich als Kontrolleur und Aufdecker zu profilieren. Der Budget- und Finanzsprecher der Partei liebte es, sich beispielsweise an Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser zu reiben. Als unangefochtene Nummer 2 neben Parteisprecherin Eva Glawischnig war er eine Säule der Grünen, und blieb es auch, als ihn im Jahr 2010 der steirische Super-Gau ereilte.

Nothelfer für die Steirer

Schon im Jahr 2005 hatte er den Vorsitz über die steirische Partei übernommen, allerdings immer nur als Übergangslösung und nicht mit Blick auf den Wechsel in die Grüne Mark. Seine Alternative, der Spitzenkandidatur für die Landtagswahl, Kabarettist Jörg-Martin-Willnauer, nahm jedoch fünf Monate vor der Wahl den Hut. Kogler sprang ein und machte den Spitzenkandidaten, in der Hoffnung, dass sich nach der Wahl ein Regierungsmandat ausgehen würde.

Unterwegs mit dem Hypo-Krimi

Die Grünen verpassten den Sitz in der Landesregierung und Kogler blieb in Wien. Den Vorsitz über die steirischen Grünen wurde er erst 2014 wieder los. Als Fraktionsführer der Grünen im parlamentarischen Hypo-Untersuchungsausschuss feierte er ein Jahr später persönlich einen weiteren Höhepunkt in seinem politischen Leben. Mit dem "Hypo-Krimi" tingelte er durch ganz Österreich und machte sich weit über die Grenzen der eigenen Partei hinaus einen Namen.

Rede-Marathon

Wer Kogler ist ein begnadeter Redner, was er nicht nur bei seinem berüchtigten 13 Stunden dauernden Rede-Marathon im Finanzausschuss des Nationalrats im Dezember 2010 unter Beweis stellte. Wenn er spricht, schöpft der Wirtschaftsversteher aus einem unerschöpflichen Fundus an Fakten und Erfahrungen, bringt sich jedoch gleichzeitig auf einen für jedermann verständlichen Punkt.

Was ihn auszeichnet, ist dass er zu jeder Zeit sowohl für die "Fundis" als auch für die "Realos" in der Bewegung ein Ansprechpartner war und es über weite Strecken vermochte, die Grünbewegten aus unterschiedlichsten Ecken miteinander zu verbinden. Dem politischen Gegner zeigte er die Stirn: "In der Oststeiermark wird man es gewohnt, gegen Widerstände anzutreten. Das hilft einem später", sagt Kogler einmal.

Nachlassverwalter

Die Grünen verstanden es dennoch, sich nach dem Triumph bei der Bundespräsidentenwahl 2016 innerhalb eines Jahres zu versenken. Keinen geringen Anteil daran hatte der Abweichler Peter Pilz, der den in sich zerstrittenen Grünen als Aufdecker erfolgreich die Show stahl. Seither verwaltet Werner Kogler den Nachlass der glücklosen Parteisprecherin Ingrid Felipe. In der Etappe, aber nie im Ausgedinge.

In die erste Reihe in Sachen Parteimanagement wollte er nie, und auch jetzt versteht er sich in Sachen Parteiführung nur als Übergangskandidat. In zwei Jahren will er eine Partei, die wieder das Kämpfen gelernt hat, für die Nationalratswahl 2022 in die Hände eines geeigneten Nachfolgers bzw. einer Nachfolgerin legen.

Hoffnungsträger für EU-Wahl

Kogler ist eine Rampensau - er liebt das Licht der Öffentlichkeit, und er ist geübt im Umgang mit den Medien. Seine aktuelle Bestimmung sieht er darin, als Spitzenkandidat der Grünen nach der EU-Wahl sagen zu können: "Wir sind wieder wer."

Es wird nicht das letzte Gefecht des Berufspolitikers aus Leidenschaft bleiben.