Österreichs Kanzler Sebastian Kurz hat es aufs Cover der aktuellen Ausgabe von "Newsweek" geschafft - allerdings mit einer wenig schmeichelhaften Geschichte.

Der Titel lautet "Austria Rising. Chancellor Sebastian Kurz is remaking Europe's future from its darkest past" - "Österreich erhebt sich. Kurz knüpft mit seiner Vorstellung von der Zukunft  an die dunkelsten Kapitel von Europas Vergangenheit an".

Der Artikel von Autorin Elizabeth Schumacher wurde online bereits veröffentlicht und erscheint in der Ausgabe von 26. Oktober. Er beschreibt den Aufstieg des ÖVP-Jungpolitikers an die Spitze der Regierung  und illustriert den Befund, wonach sein aalglattes Auftreten die Anhänger blende und sein wahres Ziel verberge, nämlich "eroding parliamentary democracy", den demokratischen Parlamentarismus zu  unterwandern.

© Newsweek

Wie die Regierungschefs anderer Länder vertrete er eine rigide Einwanderungspolitik als Folge von Wirtschaftskrise und Flüchtlingswelle.  Aber anders als diese wirke er damit weit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus.

Erstmals wieder mächtiger Spieler

In Kombination mit der EU-Ratspräsidentschaft und der Unterstützung aus Ländern wie Ungarn oder Italien finde sich Österreich damit erstmals seit dem Zerfall des Habsburgerreiches in der Position eines mächtigen Spielers wieder.  Ein Elan, der insbesondere junge Österreicher fasziniere, die die gegenseitige Lähmung unter der alten Regierung nicht mehr ertrugen.

Die Schattenseiten: Die Regierung Kurz fühle sich in der Flüchtlingsfrage nicht mehr an zuvor übliche europäische Normen und Usancen gebunden und sei dabei, sich auch aus der UN-Vereinbarung zu Fragen der Migration zurückzuziehen.

Postings, Partys, Marketing - Kurz geriere sich mehr als Rock Star denn als Politiker. Und Österreichs Bevölkerung stehe mehrheitlich hinter ihm, über alle Altersstufen hinweg.

Mehr rechter Pendler denn Brückenbauer

Newsweek billigt dem österreichischen Kanzler weniger die selbstdefinierte Rolle eines Brückenbauers sondern eher die eines erfolgreichen Pendlers zwischen ultrakonservativen und konservativen Positionen zu,  dem es gelinge, die Populisten durch Umarmen zu neutralisieren.

Als Zeugen dafür, dass Kurz darauf abziele, den Parlamentarismus zu untergraben, ruft Newsweek Matthias Strolz (Neos) an und zitiert diesen mit gewohnt pointierten Worten: "Die ganze Republik ist betrunken von seiner Performance. Die Menschen werden mit einem Kater aufwachen."

Kurz' Karriere befeuert

Im Artikel werden etliche extrem rechte Gruppierungen und ihre Aktivitäten in Österreich beschrieben, etwa die Identitären.  Das Erstarken des sehr rechten Lagers habe Kurz' Karriere befeuert. Manche der neuen Flüchtlings-Richtlinien, etwa die Abnahme von Wertsachen und Handys, erinnerten an die Nazi-Zeit.

Merkel und Macron seien einsam auf weiter Flur unterwegs im Bemühen, eine liberale Antwort auf die Herausforderungen der Migration zu finden. Kurz hingegen veranstalte Übungen an der Grenze und habe Merkel mit seiner Sympathie für die harte Linie von  Innenminister Horst Seehofer in die Enge getrieben. Newsweek geht sogar so weit, Kurz zu unterstellen, dass er die bayerischen Wahlen dazu nützen wollte, ganz Deutschland auf eine Linie zu bringen, die der seinen entspricht. Die Zeitschrift stützt sich dabei auch auf eine Analyse des österreichischen Polit-Wissenschaftlers Peter Filzmaier.

Waldheims langer Schatten

Der Film "Waldheims Walzer", der gerade in den Kinos angelaufen ist und Österreichs Vergangenheit aufarbeitet, war dem Magazin offenbar der Anlass für die Story. Waldheims Schatten liege über Österreich und dem Kabinett Kurz.

Die  jüngste Kampagne des Kabinetts Kurz, die Ankündigung, für eine "neue Fairness" zu sorgen, sei nichts anderes als ein "Österreicher zuerst", verbunden mit empfindlichen Kürzungen bei den Integrationsmaßnahmen für Zugewanderte.

Der Rest Österreichs, die Opposition, sei gefangen in Hilflosigkeit und Agonie.