Zu Beginn des Gesprächs in ORF 2 konfrontierte Journalist Armin Wolf die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner mit einem Exklusivbericht der Kleinen Zeitung: Vorgänger Christian Kern habe mit ihr schon im Mai über eine mögliche Nachfolge gesprochen. Rendi-Wagner bestätigte derartige Gespräche und Andeutungen, die seien aber nicht konkret und schon gar nicht mit einem Fixtermin behaftet gewesen: "Dass er tatsächlich zurücktritt, habe ich genauso kurz gewusst wie alle anderen", so Rendi-Wagner.

Politologe Anton Pelinka habe die SPÖ als "Intrigantenstadel wie früher die ÖVP" bezeichnet, Kern habe sich für das Tohuwabohu entschuldigt, fuhr Wolf fort. Warum aber habe Rendi-Wagner bisher kein Bedauern und keine Entschuldigung formuliert? Die Antwort der Nachfolgerin: "Weil ich Passagier war wie alle anderen. Wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, die Dinge mitzusteuern, dann hätte ich das getan."

"Ich weiß, auf wen ich mich verlassen kann"

Ihre Personalauswahl und den Entschluss, selbst den SPÖ-Klub zu führen, begründete Rendi-Wagner so: "Ich habe viel Verantwortung übernommen für ein großes Projekt. Dazu brauche ich ein Team, dem ich vertraue." Also eben Thomas Drozda als Geschäftsführer und sich selbst als Klubchefin: "Im Klub möchte ich mich ganz bewusst selbst einbringen. Ich kenne die Klubarbeit und weiß, auf wen ich mich verlassen kann."

Kritik an ihrem Kritiker Michael Ludwig (Wiener Bürgermeister und SP-Chef) kam ihr nicht über die Lippen. Sie fühle sich von Ludwig auch nicht sexistisch abgewertet. Am Montag habe sie den Wiener SPÖ-Vorstand besucht: "Wir haben uns gut ausgetauscht. Ich habe ihnen gesagt, dass ich auf sie zugehen werde. Es ist so, dass es in der SPÖ nur ein 'Gemeinsam' gibt."

"Kern hatte anderen Führungsstil"

Angesprochen auf Unterschiede zu Kern nannte Rendi-Wagner vor allem ihren Führungsstil: "Man kann Kern nicht eins zu eins mit mir vergleichen. Man ist ja geprägt durch seinen Beruf. Ich bin Ärztin, ich habe immer den Dialog mit Menschen gesucht. Kern war Manager, er hatte einen anderen Führungsstil."

Zum Schluss wurde sie gefragt, ob sie bis zur nächsten Wahl 2022 Parteichefin bleibe, was Rendi-Wagner bejahte. Daraufhin Armin Wolf: "Das hat Kern auch gesagt. Warum soll man Ihnen glauben?" Lakonische Antwort der Nachfolgerin: "Weil ich nicht Christian Kern bin."