Als der steirische Parteiobmann Michael Schickhofer die neue Chefin als "die Pam" apostrophierte, die gut geeignet sei für die Führung der Partei, nicht zuletzt, "weil sie logisch denken kann", fuhr es Tirols SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik in die Knochen. Und eine steirische Mandatarin formulierte gegenüber der Kleinen Zeitung: "Da haben sich unsere Männer wieder einmal desmaskiert, für alle sichtbar."

Dabei hat es Schickhofer sicher nicht böse gemeint.

Als der Wiener Parteiobmann Michael Ludwig zuviel "Bobo-Style" und zu wenig "SPÖ-Stallgeruch" an Rendi-Wagner diagnostizierte, sprach aus ihm der Frust über den eruptiven Abgang des ohnehin nicht sonderlich von ihm geliebten Christian Kern.

Sicherlich wollte Ludwig Rendi-Wagner nicht schaden. Zumal er auch keine Alternative zu ihr aufbieten konnte.

Schickhofer mit seiner selbstbewussten Frau und dem Papa-Monat, den er selbst für sein drittes Kind in Anspruch nahm, ist keiner der erzkonservativen Machos, die in den Machtzirkeln der SPÖ ihre Heimat haben, sondern ein Vertreter der neuen Generation in der SPÖ.

Und Ludwig mit seiner Wiener SPÖ ist keiner, der aus Lust an der Intrige (s)eine Partei ruiniert, sondern gerade diese mächtige Partei weiß um den Wert der Geschlossenheit, wie nicht zuletzt das Ende der Streitereien nach dem einmal entschiedenen Nachfolgekampf um das Erbe von Michael Häupl beweist.

Was aber beide gemeinsam haben: Sie tun sich, wie viele andere mächtige Männer, schwer, Frauen, die sich auf eine Ebene mit ihnen stellen, auf angemessene Weise zu begegnen.

Weder gönnerhaftes Tätscheln noch hemdsärmeliges Anrempeln sind die Sprache, die gegenüber einer fähigen Frau angemessen sind. Und die Frage, ob eine Frau eine Führungsposition übernimmt,weil sie eine Frau ist oder obwohl sie eine Frau ist, ist von gestern.

Pamela Rendi-Wagner ist die erste Frau an der Spitze der SPÖ.  In den eineinhalb Monaten bis zur ihrer Wahl muss sich schon zeigen, ob sie der neuen Aufgabe gewachsen ist. Es wird daran liegen, ob sie selbst die Kraft und den Willen aufbringt, vom Beta- zum Alphatier der sozialdemokratischen Herde zu werden. Als Erste muss sie ihr eigenes Verhalten adaptieren, ohne sich zu verstellen. Auch und besonders, wenn sie den Kontakt zur Basis zu sucht.

Entscheidend wird aber auch sein, ob sich die Partei von oben nach unten und von unten nach oben einer neuen Ordnung und einer neuen Sprache verpflichtet. "Thomas holt Thomas", heißt das immer noch weitverbreitete Rekrutierungsprinzip in Politik und Wirtschaft: Männer holen Männer nach, weil sie 100prozentige Loyalität erwarten und meinen, sich dabei eher bei Gleichartigen, also Männern, verlassen zu können.

Die Frau an der Spitze der SPÖ ist noch kein neues Programm. Die Erneuerung wird nur gelingen, wenn die Partei loyal gegenüber ihrer neuen Chefin ist. Und das hängt nicht an einer oder zwei Vertrauenspersonen, die sie in ihrem Umfeld installiert.