Sozialministerin Beate Hartinger-Klein sorgte diese Woche für Aufsehen. Sie wurde indirekt gefragt, ob man mit 150 Euro leben kann – also mit fünf Euro am Tag. Ihre Antwort: „Wenn man die Wohnung auch noch bekommt, dann sicher.“ Seither wird im Land heftig darüber diskutiert, wie viel man zum Leben braucht.

Ein Mann, der sich mit Geldsorgen auskennt, ist Clemens Mitterlehner. Er ist Geschäftsführer der Dachorganisation der Schuldnerberatungen (ASB), er war selbst jahrelang Schuldenberater. „Die wichtigste Frage ist: Meine ich mit „leben können“, dass der Betroffene nicht verhungert, oder, dass er am öffentlichen teilhaben kann?“ Ist Letzteres mit 150 Euro möglich? „Nein“, antwortet Mitterlehner. Wie viel braucht es dann?

Mitterlehner rechnet an Hand des fiktiven Beispieles eines 40-jährigen Mannes vor, welche Ausgaben dieser durchschnittlich pro Monat hätte. Das Beispiel ist großzügig angelegt, wir gehen davon aus, dass der Betroffene nicht raucht, trink, spart, auf Urlaub fährt oder Kinder hat. Errechnet wurden die folgenden Beträge mittels statistischer Daten und Auswertungen aus Diskussionsgruppen. „Wichtig ist: Es gibt Menschen, die brauchen weniger und jene, die mehr brauchen. Diese Rechnung soll zeigen, was das Leben im Land durchschnittlich kostet.“

Fixe Ausgaben

Unser fiktiver 40-Jähriger muss im Hartinger-Klein-Beispiel keine Miete zahlen, wir erlassen ihm sogar Strom und Gas. Dennoch bleiben Kosten für Telefon, Internet und TV. „Natürlich stellt sich die Frage, ob man das wirklich braucht“, sagt Mitterlehner. „Um am Sozialleben teilhaben zu können, ist das aber nötig.“ Kostenpunk: 40 Euro. Hinzu kommt der Transport. „Unser Mann ist Wiener, da kommen dank Jahresticket nur 30 Euro dazu. Würde er am Land leben und ein Auto brauchen, wären es aufs Jahr gerechnet 450 Euro.“ Ausgaben für die Gesundheit: 34 Euro. „10 Euro kostet eine Haushaltsversicherung - und zu der rate ich jedem.“

Zwischensumme: 114 Euro

Unregelmäßige Ausgaben

In diese Kategorie fallen Kosten, die nicht unbedingt jedes Monat, aber aufs Jahr umgerechnet anfallen. „Kleidung und Schuhe verschlingen 51 Euro – und hier sprechen wir nicht von Markenprodukten“, sagt Mitterlehner. 72 Euro werden für Möbel und Ausstattung veranschlagt. „Wir gehen hier von einer maximalen Nutzungsdauer aus. Wenn jemand nach zehn Jahren neue Möbel braucht, muss es Jahre davor beginnen, diesen Betrag einzusparen.“ In den Bereich „soziale und kulturelle Teilhabe“ fallen Kino-, Kaffeehaus- oder Gasthausbesuch, Bücher oder Fitnessutensilien. Kostenpunkt laut ASB: 130 Euro.

Zwischensumme: 253 Euro

Haushaltsausgaben

Spannend wird es bei Ausgaben für Nahrungsmittel. Inklusive Snacks veranschlagt die ASB hier 354 Euro monatlich. „Darin enthalten sind Bio-Produkte, aber auch billige Waren vom Diskonter“, erklärt Mitterlehner. Mit diesem Preis gehe sich eine durchschnittlich ausgewogene Ernährung aus. „Mit weniger Geld wird das schwer, dann geht sich oft nur Ungesundes aus.“ Acht Euro fallen in dieser Rechnung für Reinigungsmittel aller Art an, 30 Euro für Körperpflege inkl. Friseurbesuch.

Zwischensumme: 392 Euro