Es war ein sonderbares Telefonat. Als der Schreiber dieser Zeilen Ex-FPÖ-Politiker Wilhelm Brauneder gestern Mittag kontaktierte, um herauszufinden, wen er aus einer Liste von 50 Historikern in die Kommission entsenden werde, meinte er: „Da wissen Sie mehr als ich. Ich weiß nichts von einer Liste.“ Am Vortag sei er von Andreas Mölzer kontaktiert worden, ob er sich die Leitung einer Kommission vorstellen könne. Den Rest erfahre er aus den Medien.

Der Rechtshistoriker kann sich eine solche Tätigkeit sehr gut vorstellen. „Ich halte nichts von der Aufarbeitungsthese. Wenn alles aufgearbeitet ist, müsste es keine 27. Biografie über Julius Cäsar geben. Dann stünde schon alles in der 26. Biografie.“ Es sei „ein überfälliger Schritt, dass das Dritte Lager die eigene Geschichte in Angriff nimmt“. Dass der Prozess schmerzhafte Erkenntnisse zutage fördern könnte, schließt Brauneder nicht aus, obwohl „im Wesentlichen alles bekannt ist“.

Warum er keiner Burschenschaft angehöre? „Ich mag kein Bier“, kontert Brauneder. „Und ich suche mir meine Freunde selber aus.“ Hauptgrund sei allerdings die Vergangenheitsbezogenheit der Korporationen. „Sie sind nicht sehr modern.“