Die Wortwahl des FPÖ-Innenministers zu Großquartieren für Flüchtlinge sorgt für internationale Reaktionen und heftige Kritik. Kickl hatte erklärt, Asylwerber "konzentriert" an einem Ort festhalten zu wollen. Von der "Washington Post" über die britische "Daily Mail" bis zu israelischen und deutschen Medien wurde die Aussage aufgegriffen, die an die Konzentrationslager der Nazis erinnere. Auch die BBC warf Kickl vor, Nazi-Sprache zu verwenden.

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Ohne Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) direkt anzusprechen, hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Freitag für einen "verantwortungsvollen Umgang mit der Sprache" plädiert: "Bewusst oder unbedacht gewählte Formulierungen, die als Anspielungen auf die dunkelste Zeit unseres Landes verstanden werden können, dürfen im politischen Diskurs keinen Platz haben", hieß es in einer Aussendung.

"Das Österreich, in dem wir leben wollen, ist sich der hellen und dunklen Seiten seiner Geschichte bewusst und sieht die Verantwortung, die es trägt", schreibt der Bundespräsident. Van der Bellen will ein Land der Menschlichkeit und des Respekts und "das seine Geschichte kennt".

Kickl hat am Donnerstag Abend in einer Aussendung nochmals klar gestellt, dass er mit seinen Aussagen zu Asyl-Großquartieren keinesfalls auf Konzentrationslager angespielt habe. Er weise entschieden jedwede Herstellung einer Verbindung zwischen dem von ihm verwendeten Begriff "konzentriert" und Begrifflichkeiten des "verabscheuungswürdigen NS-Verbrecherregimes" entschieden zurück.

Der Begriff "konzentriert" habe sich inhaltlich ausschließlich auf eine geordnete (zeitlich und strukturell) Durchführung von Asylverfahren im Interesse sowohl der Schutzbedürftigen als auch des Gastlandes bezogen. Eine menschenwürdige Unterbringung und eine gute Versorgung seien dabei eine Selbstverständlichkeit.

In der Pressekonferenz zur Asylbilanz 2017 hatte Kicklwörtlich gemeint: "Es ist nur ein Begriff, diese Grundversorgungszentren, für eine entsprechende Infrastruktur, wo es uns gelingt, diejenigen, die in ein Asylverfahren eintreten, auch entsprechend konzentriert an einem Ort zu halten, weil es unser gemeinsames Interesse sein muss, sehr, sehr schnell zu einem entsprechenden Ergebnis auch zu kommen." Medienvertreter wollten hier eine gezielte Provokation erkennen, was der Innenminister aber bereits bei dem Termin energisch bestritten hatte.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat die "Klarstellung" von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) in der Frage der "konzentrierten" Unterbringung in Asyl-Großquartieren als "wichtig" bezeichnet. Kurz sagte am Freitag am Rande seines Frankreich-Besuchs gegenüber österreichischen Journalisten, dass er noch nicht auf die umstrittene Aussage angesprochen worden sei.

SPÖ-Chef Christian Kern hat die Aussage von FPÖ-Innenminister Herbert Kickl zur "konzentrierten" Unterbringung von Asylwerbern am Freitag als unverständlich und schockierend bezeichnet. Es brauche nun klare Worte von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), meinte er vor Journalisten.

Dass sich die FPÖ immer wieder "Ausflüge ins Rechtsradikale" geleistet habe, sei bekannt, so Kern am Rande des Barbara-Prammer-Symposiums. Gefragt sei nun aber die ÖVP. "Da kann man sich jetzt nicht wegducken, da kann man sich nicht aus dem Staub machen", betonte er: "Sebastian Kurz hat ganz bewusst die FPÖ in die Regierung geholt, und jetzt erwarte ich mir auch, dass er die Verantwortung übernimmt und zu den Konsequenzen steht. Weil das ist nicht nur ein innerösterreichischer Vorfall. Da geht es um unsre Reputation und unser Image im Ausland."

Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer Max Lercher erklärte, dass Innenminister Kickl als Ablenkungsmanöver von vermehrter Zuwanderung aus Drittländern und Lohn- und Sozialdumping "unsägliche an die NS-Zeit erinnernde Wörter" verwende.

Ebenso scharf formulierte der Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast: "Unsägliche Worte pflastern den Weg zu ungeheuerlichen Taten", meint er in einer Aussendung. Wer davon spreche, Flüchtlinge "konzentriert an einem Ort zu halten", sei entweder ungeeignet oder untragbar.