Einen politischen Quereinsteiger macht der künftige Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zum Finanzminister, nachdem im Wunsch-Kandidatin Bettina Glatz-Kremsner abgesagt hat. UNIQA-Chef Hartwig Löger (52) wird die schwarz-blauen Budgets verhandeln und Mittel und Wege zur Steuersenkung finden müssen.

Löger wollte eigentlich Pilot werden, scheiterte an einer Verletzung, kam zufällig in die Versicherungsbranche und machte dort Karriere. In der Innenpolitik fiel Löger bisher nicht auf - aber in der Sportpolitik, und die dürfte ihm zur Ministerehre verholfen haben: 2014 löste Löger den Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner als Präsident der Sportunion ab. Das ist einer der drei großen Breitensport-Dachverbände - den Statuten nach parteiunabhängig, aber von den Spitzenfunktionären her fest in ÖVP-Hand.

"Bleib offen für Themen, die auf dich zukommen"

Justizsprecherin Michaela Steinacker ist eine von Lögers Vizepräsidentinnen - und das war zuvor Bettina Glatz-Kremsner. Die Casinos-Managerin hat sich Kurz als stellvertretende ÖVP-Chefin und auch ins Koalitions-Verhandlungsteam geholt - und er hätte ihr auch gerne das Finanzressort übertragen. Sie sagte aber ab, und so beerbt jetzt Löger Hansjörg Schelling, der seinen Posten eigentlich gern behalten hätte.

"Bleib offen für Themen, die auf dich zukommen und fixier dich nicht zu früh" lautet ein Ratschlag, den Löger in einem - auf der Internet-Plattform Whatchado veröffentlichten - Interview für Jugendliche parat hat. Als Lehre aus seinem Lebensweg, der ihn an die Spitze des Versicherungskonzerns UNIQA führte - und jetzt sogar in die Bundesregierung.

In Selzthal aufgewachsen, Matura in Admont

Nach der Matura am Stiftsgymnasium Admont ging der 1962 geborene Obersteirer - der in Selzthal aufwuchs - zum Bundesheer, als ersten Schritt für seinen Traumberuf Pilot. Eine schwere Knieverletzung beendete diesen Traum allerdings, er musste aussteigen - und landete zufällig in der Versicherungsbranche. Zunächst ganz unten, im Verkauf bei einem Maklerunternehmen in Wien. Nebenbei absolvierte er Universitätslehrgänge an der WU, auch einen Internationalen Managementlehrgang an der Uni St. Gallen - und arbeitete sich nach oben, über den Verkaufsleiter Steiermark bei der Allianz Versicherung, den Vertriebsleiter bei der Donau Versicherung bis in die Geschäftsführung der UNIQA. Seit 2016 trägt er dort als Vorstandsvorsitzender die Gesamtverantwortung für rund 5.000 Mitarbeiter, die 3,5 Millionen Kunden mit rund 9,9 Versicherungsverträgen betreuen.

Zur Person: Hartwig Löger, geboren 1965, in Selzthal (Steiermark) aufgewachsen, verheiratet, zwei Kinder, lebt in Gablitz (Niederösterreich). Vorstandsvorsitzender der UNIQA Österreich Versicherungen seit 1.1.2013.