Der Rücktritt von Peter Pilz hat die gleichnamige Liste in eine schwere, womöglich existenzielle Krise gestürzt. Fünf Tage vor der konstituierenden Sitzung des Nationalrats kommt der Bewegung der Parteigründer, der Guru, der Spiritus Rector abhanden. Droht der Liste dasselbe Schicksal wie dem Team Stronach, das nach dem Ausscheiden von Frank Stronach langsam auseinanderfiel?

Eine Sache wurde in einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung bereits geklärt. Die Grazerin Martha Bißmann übernimmt das Mandat von Pilz – deshalb, weil Pilz über die steirische Landesliste in den Nationalrat hätte einziehen sollen. Die 37-Jährige war einst bei den Grazer Grünen aktiv, 2016 war sie Teil des Wahlkampfteams von Irmgard Griss.



Wer die Bewegung als Klubobmann anführen wird, ist offen. Im Gespräch sind Alfred Noll, Bruno Rossmann, Wolfgang Zinggl. Spätestens Mittwochabend muss die Frage geklärt werden. Die für 2020 geplante Umbenennung der Liste könnte bereits in den nächsten Wochen erfolgen.

Martha Bißmann bekommt das Mandat von Pilz
Martha Bißmann bekommt das Mandat von Pilz © KK

Ob Pilz den Parteivorsitz weiter ausüben will, wissen seine Mitstreiter nicht: "Es ist eine Entscheidung von ihm, wie und ob er uns unterstützt", sagte Wolfgang Zinggl auf eine entsprechende Frage. Der Klub der Liste Pilz stellt sich öffentlich hinter den Parteigründer: Man sei "an einer möglichst intensiven Kooperation mit Peter Pilz interessiert", hieß es am Samstagnachmittag in einer Aussendung.

"Eines ist klar: Es geht weiter mit voller Kraft", versuchte Zinggl Optimismus zu verbreiten. Natürlich sei es "nicht schön", dass Pilz nun aufgrund der Beschuldigungen aufhören habe müssen - ungeachtet dessen werde man nun aber die Wahlversprechen versuchen umzusetzen.

Man respektiere die Entscheidung des Listengründers, hieß es auch in der Aussendung, seine Entscheidung ermögliche dem Klub einen "unbelasteten Start". Das "politische Ziel", die Liste Pilz als "neue, starke Oppositionskraft gegen Schwarz-Blau zu schwächen", werde "nicht erreicht werden", schrieben die Pilz-Mitstreiter. Man werde "die politische Urheberschaft der Angriffe auf Peter Pilz" aufdecken.