Für eine Ämtertrennung haben sich die Grünen entschieden. Die Tiroler Grünenchefin Ingrid Felipe übernimmt die Geschicke der Partei, die stellvertretende Präsidentin des EU-Parlaments und EU-Mandatarin Ulrike Lunacek wird Spitzenkandidatin.

Gründe der Ämtertrennung: Felipe wollte unter keinen Umständen ihre Tätigkeit in Tirol beenden. Die Tiroler Grünen koalieren mit der ÖVP, Felipe ist stellvertretenden Landeshauptfrau, Im Frühjahr 2018 wird in Tirol gewählt. Felipe besitzt gute Chancen, in Tirol weiterhin der Landesregierung anzugehören.

Lunacek kommt aus der Wiener Partei, die links verortet ist, und besitzt bereits Erfahrung als Spitzenkandidatin, bei den EU-Wahlen fuhr sie das beste bundesweite Ergebnis der Grünen in Österreich ein. In ihrem ersten Statement erklärte Lunacek, sie verstehe sich als Garant gegen eine Koalition mit der FPÖ.

Glawischnig-Nachfolge: Felipe und Lunacek als Doppelspitze designiert



Felipe, die neue Parteichefin und Nachfolgerin von Eva Glawischnig, erbt damit eine Herkulesaufgabe: Die Grünen stecken nämlich trotz des Einzugs ihres ehemaligen Parteichefs Alexander Van der Bellen in die Hofburg in einer miserablen Situation fest. Die Umfragewerte sind seit Monaten schlecht: Eine heute veröffentlichte Umfrage (Research Affairs, 600 Befragte, "Österreich") sieht die Öko-Partei bei lediglich neun Prozent. Der sich anbahnende Dreikampf zwischen ÖVP-Chef Sebastian Kurz, SPÖ-Chef Christian Kern und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache droht die Grünen in einem Wahlkampf zudem zu zerreiben, mit Themen kamen die Grünen - abgesehen von den Eurofighter-Ermittlungen des Grün-Angeordneten Peter Pilz - kaum durch. "Auch deshalb", sagt Politikberater Thomas Hofer im Ö1-Morgenjournal, "müssen die Grünen die Glawischnig-Nachfolge jetzt rasch regeln".

Wird mit einer Rochade an der Spitze auch ein Kurswechsel in der grünen Politik einhergehen? Nein, sagt Luschnik: "Wir sind mit dem bisherigen Kurs gut gefahren", so der Parteimanager. Die Hauptinhalte der Grünen im Wahlkampf werden demnach "Solidarität, Menschlichkeit und Klimaschutz" sein. Schließlich gebe es "nach dem Rechtsruck der SPÖ" viel Platz links der Mitte für "eine weltoffene Kraft", so Luschnik. Finanziell, erklärt der Grünen-Geschäftsführer, sei man für einen Wahlkampf trotz der großen Ausgaben für die letztjährigen Kampagne des Bundespräsideten Alexander Van der Bellen "gut aufgestellt".