Das TV-Duell zwischen Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen verlief im Vergleich zu den sonstigen Auseinandersetzungen der beiden beinahe langweilig. Doch einmal in dieser 100-minütigen TV-Debatte wurde es doch emotional: Hofer reagierte erzürnt, als sein Bericht von einem Israel-Besuch infrage gestellt wurde, wonach auf dem Tempelberg in seiner Anwesenheit eine Frau erschossen worden sein soll.

"Werde mich wehren"

Dem Kandidaten war von Moderatorin Ingrid Thurnher eine Aussage des dortigen Polizei-Sprechers vorgehalten worden, im Juli 2014 sei es zu keinem derartigen Vorfall gekommen. "Wenn jetzt wirklich versucht wird mir vorzuwerfen, ich hätte die Unwahrheit gesagt, dann werde ich mich auch wirklich wehren", meinte Hofer erbost. "Das sind Dinge, die ich mir nicht gefallen lasse", sagte er zu Thurnher. Die dann schließlich wieder lockerließ.

Schüsse fielen auf der anderen Seite der Mauer

Zur Erklärung: Hofer erzählte im Wahlkampf in mehreren Interviews, dass während seines Besuches eine Attentäterin mit Maschinengewehr und Handgranaten auf den Tempelberg wollte und knapp neben ihm erschossen wurde. Ganz so war es dann doch nicht, wie ein Bericht der "Jerusalem Post" zeigt. Die Frau hatte weder Granaten noch ein Gewehr bei sich, erschossen wurde sie auch nicht. Was stimmt: Sie war Mitglied einer ultraorthodoxen Gruppe, wurde angeschossen und leicht verletzt. David Lasar, jüdischer FPÖ-Stadtrat in Wien und Organisator der damaligen Reise, war dabei und erklärt den Vorfall folgendermaßen: "Wir sind in der Nähe der Klagemauer gestanden und haben Schüsse gehört, die von der anderen Seite eines Tors gekommen sind. Etwa 15 Meter von uns entfernt". Der FPÖ-Delegation habe man dann erzählt, die Frau sei erschossen worden, sagt Lasar.

Fazit: Es hat also nicht, wie im ORF angedeutet, kein derartiger Vorfall stattgefunden. Jedoch unterscheidet sich die Version Hofers dann doch von der tatsächlichen.

Treffen doch nicht offiziell

Auch in einem anderen Aspekt dieser Reise ruderten die Blauen gestern zurück: Hofer behauptete in den letzten Wochen immer wieder, vor zwei Jahren "offiziell und auf Einladung" mit der Vizepräsidentin der Knesset, dem israelischen Parlament, gesprochen zu haben. Belege gibt es dafür keine, auch in der Pressestelle der Knesset weiß man nichts von einem Besuch einer Delegation. Das hat am Mittwoch in der ZiB 2 zu einem Schlagabtausch zwischen ORF-Moderator Armin Wolf und Studiogast Hofer geführt. Wolf erwähnte unter anderem eine Presseaussendung des Organisators der Reise, David Lasar, in der keine Rede von einem Treffen mit der damaligen Knesset-Vizepräsidentin ist.

Sei wohl "untergegangen"

Lasars Erklärung dafür: Als er mit der FPÖ-Pressestelle telefoniert hat, sei das wohl untergegangen. Das Treffen habe im Rahmen eines Mittagessens in Jerusalem stattgefunden, auf die Bezeichnung "offiziell“ hätte man aber verzichten können. Auch aus dem Umfeld Hofers rudert man zurück: Das Essen habe stattgefunden – man einigte sich jedoch darauf, "das nicht an die große Glocke zu hängen“. Oskar Deutsch, Chef der Israelitischen Kultusgemeinde, hält ein offizielles Treffen, wie Hofer behauptete, für „unglaubwürdig“. „Davon hätte ich gewusst“, sagte er. „Die FPÖ will sich im Umgang mit Israel eben reinwaschen“, wenn auch „unsauber“.

FPÖ reagiert verschnupft

Die FPÖ reagierte verschnupft auf die Vorwürfe: Dass der ORF Hofer mit den Ungereimtheiten konfrontierte, wertet Parteichef Heinz Christian Strache nun als "perfide und widerliche Wahlmanipulation".