Rund 1.300 Personen griffen am gestrigen ersten Tag zum Start der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) auf das Web-Portal www.gesundheit.gv.at zu, auf dem die Versicherten ihre abgespeicherten Befunde einsehen oder sich auch abmelden können. Zusätzlich wurden rund 1.000 Anrufen bei der ELGA-Serviceline 0501244411 registriert. Diese Bilanz hat der Hauptverband am Donnerstag gezogen.

Der stellvertretende Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Volker Schörghofer, betonte die Wichtigkeit, dass Patienten jetzt in ihre persönlichen Befunde und Medikationslisten Einsicht nehmen können. "Es liegt jetzt an uns, durch eine problemlose österreichweite Einführung das Vertrauen, das die überwiegende Mehrheit der Menschen in die ELGA hat, zu erhalten", meinte Schörghofer.

Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart wiederum betonte, dass die Bedenken seiner Interessensvertretung "alles andere als ausgeräumt" seien. "Die Einführung von ELGA war bisher durch ständige Terminverschiebungen geprägt, und der Eindruck der Mängelhaftigkeit und Unausgereiftheit von ELGA konnte seitens der Gesundheitspolitik bisher nicht überzeugend widerlegt werden", sagte Steinhart in einer Aussendung.

ELGA biete nach heutigem Wissen keine ausreichende Befundsicherheit, ELGA sei mit ärztlichen Haftungsproblemen verbunden, ELGA sei nicht benutzerfreundlich und insgesamt ein "bürokratischer Zeitfresser mit zweifelhaftem Nutzen für Patient und Arzt", bekräftigte Steinhart seine Kritik. Auch die Frage der Datensicherheit bleibt seiner Ansicht nach abzuwarten. Die Frage der Gesamtkosten und etwaiger finanzieller Belastungen für die niedergelassenen Ärzte ist für den Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte ebenfalls offen. Er vermutet jedenfalls massive Zusatzbelastungen für das Gesundheitssystem. Gehe man von der Prognose aus, dass die Handhabung von ELGA bei jedem Einsatz nur ein paar zusätzliche Minuten erfordert, so bedeute das Österreich-weit auf "einen astronomischen zeitlichen Zusatzaufwand".

Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte würden jedenfalls sehr genau beobachten, wie sich ELGA in den Spitälern bewährt und welche neuen Probleme dieses System mit sich bringt. "Sollte das Ergebnis nicht zufriedenstellend sein und unsere Bedenken bekräftigen, müssen Gesundheitspolitik und die Sozialversicherungen sich auf den konsequenten Widerstand der niedergelassenen Ärzte einstellen, wenn das System eingeführt wird", drohte Steinhart.