Bezirkshauptmann Manfred Walch erklärte im APA-Gespräch, dass neben den Sachbeschädigungen auch Ermittlungen gegen Teilnehmer geführt werden, die gegen das Vermummungsverbot verstoßen hatten oder sich nicht ausweisen wollten. Opfer von Beschädigungen sollen in ihren Heimatorten Anzeige erstatten, diese würden später an die Polizeiinspektion Straß weitergeleitet, welche die Erhebungen zusammenführt.

Die Demonstrationen am Sonntag sollten eigentlich räumlich getrennt - etwa 500 Meter Luftlinie lag zwischen ihnen - stattfinden. Doch die Teilnehmer der Kundgebung "Zäune und Rassismus lösen keine sozialen Probleme" marschierten nicht wie geplant vom Bahnhof Richtung Sammelstelle, sondern bogen beim Kreisverkehr rechts Richtung Weinberge ab, um dort auf die Demonstranten der Kundgebung "Reform für Flüchtlingspolitik" zu treffen. Die Polizei hatte die Versammlung der "Linken" daher aufgelöst, doch die Teilnehmer gingen einfach verstreut durch Weingärten in Richtung Berghausen weiter, wo sich die anderen Demonstranten gerade erst sammelten. Die Scheiben ihrer Autos wurden eingeschlagen und Reifen zerstochen.

Als die Polizei die Gruppierungen getrennt hatte, gingen auch die Teilnehmer der Kundgebung "Reform der Flüchtlingspolitik" los, wählten aber nicht die Bahnunterführungen, sondern marschierten zum Teil über Zuggleise. Darum musste die Bahnverbindung vorübergehend gesperrt werden, hieß es seitens der Polizei. Später trafen die Gruppen am Spielfelder Bahnhof wieder aufeinander, wobei es laut Behördenvertretern auch zu Gewaltausbrüchen kam. Keiner der Beteiligten habe aber bis Montagmittag eine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet.

Walch zufolge waren etwa 800 "rechte" und 200 bis 300 "linke" Demonstranten am Sonntag in Spielfeld. Die gewaltsamen Zwischenfälle hätten seiner Ansicht nach auch mit 100 zusätzlichen Beamten nicht verhindert werden können. Er gehe davon aus, dass wieder Demonstrationen in Spielfeld geplant werden: "Es ist ein Grundrecht und ich kann nicht automatisch sagen, es gibt keine mehr. Doch wir werden genau prüfen", meinte er. Die Ermittlungen nach den Kundgebungen vom Sonntag würden jedenfalls viel Arbeit und Aufwand erfordern und seien erst am Anfang.

Bereits am Sonntag hatte die Grazer Grüne Lisa Rücker die Gewalt bei den Kundgebungen verurteilt. Am Montag sagte auch der Flüchtlingskoordinator der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, dass angesichts der nicht einfachen Flüchtlingssituation in Spielfeld solche Gewaltexzesse - "egal, von welcher Seite sie gesetzt werden" - strikt abzulehnen seien. Das Demonstrationsrecht sei zwar ein hohes Gut, jedoch müssten rechtsstaatliche Regeln eingehalten werden: "Es ist nicht zu akzeptieren, wenn Chaoten und gewalttätige Demonstranten mit Brachialgewalt gegeneinander losschlagen, Sachbeschädigungen vornehmen und andere Personen gefährden", so Hohl in einer Aussendung.

Der Flüchtlingsandrang im steirischen Spielfeld nahm unterdessen auch in der Nacht auf Montag nicht ab. Um 6.00 Uhr befanden sich bereits rund 3.000 Schutzsuchende in der dortigen Sammelstelle, wie die Polizei bekannt gab. Die Lage sei jedoch ruhig. Rund 800 waren am Sonntagabend noch mit Sonderzügen nach Linz und Schärding gebracht worden.

Auf der slowenischen Seite in Sentilj warteten in den frühen Morgenstunden weitere 3.000 Flüchtlinge auf die Einreise nach Österreich. Im Laufe des Vormittags erwartet die Polizei dort noch 2.300 Menschen zusätzlich, in Gornja Radgona bei Bad Radkersburg sollen etwa 1.000 Schutzsuchende ankommen.