Imashev, der zum Tatzeitpunkt als Assistent Aliyevs im kasachischen Außenministerium arbeitete, war nach eigenen Angaben am Tag des Verschwindens von Zholdas Timraliyev und Aybar Khasenov "überraschend" von Aliyev zum Abholen eines Dienstwagens zu dessen Wohnung bestellt worden. Aliyev habe ihn dann gefragt, ob er vorher schon Festnahmen durchgeführt hätte. "Ich habe keine Angst", als früherer Mitarbeiter des kasachischen Geheimdienstes habe er das schon gemacht, versicherte er seinem damaligen Vorgesetzten.

Daraufhin hätte er im Auftrag Aliyevs zur Nurbank fahren und auf einen Anruf Koshlyaks warten müssen. In dem Gebäude wurden laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Wien die beiden Banker von Aliyev festgehalten und zum Verschwinden von Bankvermögen befragt. Danach sollen sie der Anklage zufolge in die Residenz Aliyevs verschleppt, misshandelt und am Ende umgebracht worden sein.

Als der Anruf Koshlyaks nach längerer Zeit nicht kam, habe er Aliyev angerufen. Sichtlich verwundert über diese Aussage stellte der vorsitzende Richter Andreas Böhm fest, dass Imashev offensichtlich eine "andere Beziehung" zu Aliyev gehabt haben musste, als alle zuvor vernommenen Zeugen. Diese hätten stets mit einer gewissen Ehrfurcht über den ehemaligen Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew gesprochen ("Mit dem Aliyev spricht man nicht").

Später habe er Aliyev auch gefragt, was da in der Nurbank vor sich gehe, erzählte Imashev dem Gericht. Dieser habe ihm geantwortet, er solle sich "keinen Stress" machen, Mitarbeiter von der Bank hätten Geld gestohlen. Richter Böhm fragte auch hier unter Verweis auf eine frühere Zeugenaussage, in der Imashev angab, Aliyev kaum gekannt zu haben, nach: "Warum trauten Sie sich, Aliyev anzusprechen?" Aliyev habe ihm vermutlich aufgrund seiner Vergangenheit beim KNB vertraut.

Nachdem Timraliyev und Khasenov am 31. Jänner 2007 aus der Nurbank in die Residenz Aliyevs gebracht wurden, war Imashev nach eigener Aussage vor allem mit der Bewachung der beiden Banker beauftragt. Dabei hätte er den beiden Gefangenen zwei Mal am Tag Tabletten verabreichen sollen - das habe er aber nicht gemacht. "Sie haben es auch gewagt, Befehle von Aliyev nicht entgegen zu nehmen?", fragte der Richter Imashev und fügte hinzu "da sind Sie auch der Erste".

Tage nachdem er von Aliyev aus dem "Dienst" entlassen wurde, habe dieser ihm per Telefon versichert, er müsse sich keine Sorgen machen und er würde bei der Botschaft in Österreich arbeiten können, berichtete der ehemalige KNB-Mitarbeiter. Imashev war dann eigenen Angaben zufolge von Februar bis Mai 2007 in der kasachischen Botschaft in Wien angestellt.

In Kasachstan war Imashev in Abwesenheit im Fall Aliyev zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Imashev hatte, nachdem Aliyev Mitte 2014 in Untersuchungshaft gekommen war, seine Aussage geändert und damit seinen früheren Chef belastet. Auf die Frage, warum er den österreichischen Behörden bei seinen zahlreichen Einvernahmen nicht "gleich die Wahrheit" gesagt habe, antwortete er: "Damals hat mir Aliyev gesagt, ich soll meinen Mund halten".

Die Verteidigung vermutete hinter der detaillierten Schilderung Imashevs die kasachischen Behörden. Dieser konnte sich im Zuge der Vernehmung beispielsweise genau an die Nummerntafel des Autos Aliyevs vom Tatzeitpunkt erinnern. Dass er sich soviel merke, liege an seiner KNB-Ausbildung. Auf die Nachfrage der Verteidigung, wie so eine Ausbildung konkret aussehe, antwortete er, das könne nicht jeder.

Nachdem Aliyev in der Haft verstorben war, sitzen nur mehr der ehemalige Chef des kasachischen Geheimdienstes Alnur Mussayev und Vadim Koshlyak, zuletzt Aliyevs Sicherheitsberater, auf der Anklagebank. Koshlyak erwähnte Imashev öfters in seiner Zeugenaussage, Mussayev hingegen sah er bei den Geschehnissen im Frühjahr 2007 nicht.

Mussyav gab kurz vor Schluss zu Protokoll, ihm habe der KNB auch so eine Geschichte erzählt, wie sie Imashev heute vorgetragen hätte. "Wie haben sie gelernt, so einen Text auswendig zu lernen?", fragte er den Zeugen. Dieser verneinte diese Anschuldigung.

Begonnen hatte der 25. Verhandlungstag mit den Schilderungen des Sachverständigen Richard Scheithauer. Auf Rückfrage des Richters gab dieser an, dass die Ergebnisse nicht einem möglichen Sterbedatum Jänner 2007 widersprechen würden. Nach der Messung mit der Halbwertszeit-Methode gebe es eine Zwei-Drittel-Wahrscheinlichkeit, dass die Ergebnisse des Gerichtsmediziners Daniele Risser stimmen, sagte der für ein chemisches Gutachten zuständige Sachverständige.

Risser war bei seiner Untersuchung auch zu dem Schluss gekommen, die Leichen der beiden Banker seien so konserviert gewesen, als ob die Täter erreichen wollten, dass sie gefunden und identifiziert werden. Auf die Frage der Staatsanwaltschaft, ob die Entsorgung der Leichen "professionell" gewesen wäre, antwortete Scheithauer: "Wenn ich die Absicht habe, eine Leiche verschwinden zu lassen, dann hätte ich das anders gemacht." Die Versorgung der sterblichen Überreste in Verbindung mit Kalk - wie es bei den beiden Bankern geschehen war - hätte eher eine "Verzögerung" des Verwesungsprozesses herbeigeführt.

Der Prozess wird kommenden Donnerstag fortgesetzt.