Mit Klüger zeichne man nicht nur "eine der brillantesten Literaturwissenschafterinnen und Essayistinnen aus", die hohe Selbstreflexion mit Philosophie verbindet, sondern "letztlich eine Haltung, die wir nur bewundern können: Widerstand und Hoffnung", so der Juryvorsitzende für den Watzlawick-Ehrenring, Hubert Christian Ehalt heute, Mittwoch, in einer Aussendung. Klüger verstehe es, wie kaum eine andere, Poesie und Wissenschaft miteinander zu verbinden.

Mit dem Ehrenring will die Ärztekammer den österreichischen Philosophen, Psychoanalytiker und Kulturtheoretiker Paul Watzlawick (1921-2007) würdigen. Er geht an Wissenschafter, die über Disziplinen hinaus denken, sich für eine humane Gesellschaft einsetzen und Forschung und Wissenschaft einem breiten Publikum vermitteln können. 2013 erhielt der im vergangenen Jahr verstorbene Physiker Walter Thirring die Auszeichnung.

Klüger wurde am 30. Oktober 1931 in Wien geboren. Ab 1942 wurde sie von den Nazis in mehrere Konzentrationslager deportiert - darunter Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Christianstadt. Kurz vor dem Kriegsende gelang ihr die Flucht. Klüger emigrierte 1947 in die USA, wo sie Bibliothekswissenschaften und Germanistik studierte und an mehreren renommierten Unis lehrte. Von 1980 bis 1986 war sie Professorin an der Princeton University, dann Professorin an der University of California in Irvine sowie Gastprofessorin in Göttingen. Ihre Geburtsstadt besucht Klüger regelmäßig. Im Sommersemester 2003 war sie auch Gastprofessorin am Institut für Germanistik der Uni Wien. Diese zeichnet Krüger nun mit einem Ehrendoktorat aus.

Bereits am 13. Mai wird mit dem ebenfalls in Wien geborenen und von den Nazis vertriebenen Martin Karplus, dem Historiker John Boyer, der Mikrobiologin Hanna Engelberg-Kulka, dem Juristen Heinrich Honsell und dem Mathematiker Maxim Kontsevich fünf weiteren Wissenschaftern diese Ehre zu Teil.

Martin Karplus wurde am 15. März 1930 in Wien geboren. Gemeinsam mit seiner Familie musste er nach dem "Anschluss" vor den Nazis in USA fliehen, wo er zum weltweit anerkannten Wissenschafter aufstieg. 2013 wurde Karplus gemeinsam mit US-Kollegen für bahnbrechende Arbeiten zur Entwicklung universeller Computermodelle für die Voraussage chemischer Prozesse mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet.

Auch die Mikrobiologin Hanna Engelberg-Kulka wurde 1932 in Wien geboren. Sie studierte an der Hebrew University in Jerusalem, wo sie seit 1985 auch Professorin ist. Seit Anfang der 1990er-Jahre besucht Engelberg-Kulka regelmäßig die Max F. Perutz-Laboratories der Uni Wien und der Medizinischen Uni Wien. Im Zuge der Feierlichkeiten zum 650-Jahr-Jubiläum der Universität wird im Rahmen des "Dies Honorum" im Mai Bundespräsident Heinz Fischer auch die Sub-Auspiciis-Doktorate verleihen.