Der Ministerrat hat am Dienstag den Vorschlag aus Rom, Wilhelm Krautwaschl als neuen Bischof der Diözese Graz-Seckau einzusetzen, zugestimmt. Zugleich gab es durchwegs positive Reaktionen auf die Entscheidung: Der steirische LH Franz Voves (SPÖ) gefiel besonders, dass die Wahl auf einen Steirer gefallen war. Sein Vize Hermann Schützenhöfer (ÖVP) schätze den gebürtigen Gleisdorfer.

Voves meinte, Krautwaschl kenne als Landsmann die Verhältnisse des Landes und seiner ihm anvertrauten Gläubigen genau. Schützenhöfer glaubte, dass Krautwaschl ein "Bischof der Mitte und des Dialogs" sein werde: "Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit ihm und wünsche ihm Gottes Segen."

Herzlich und ökumenisch

Der steirische Cartellverband (CV) freute sich ebenfalls, dass eine Entscheidung gefallen sei, "noch dazu eine sehr gute". Der steirische Caritas-Direktor Franz Küberl kennt Krautwaschl schon seit 27 Jahren und würdigte ihn als "fromm und lebenstüchtig". Die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, Gerda Schaffelhofer, meinte, dass die Entscheidung für Krautwaschl die Gläubigen für das lange Zuwarten entschädige. Der steirische Superintendent Hermann Miklas, Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark sagte: "Wir kennen einander schon seit vielen Jahren und ich habe ihn stets als einen sehr aufgeschlossenen, herzlichen und ökumenisch offenen Menschen erlebt".

In Krautwaschls Heimat Gleisdorf (Bezirk Weiz) war die Freude laut Regierungskommissär Christoph Stark (ÖVP) "wirklich riesengroß": "Uns allen ging das Herz auf, als wir das gehört haben." Stark kennt den neuen Bischof seit seiner Jugend, denn der 52-Jährige hat seine Schulzeit in Gleisdorf verbracht und dort seine ersten kirchlichen Aufgaben als Ministrant wahrgenommen. "Eine Stadt freut sich", fasste Stark zusammen. Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner meinte, Krautwaschl "kommt aus der Seelsorge, riecht also nach der Herde". Zulehner kritisierte aber den langen und intransparenten Weg zur Entscheidung: "So wenig Beteiligung ist ein Schwächezeichen der Kirche." Von der Diözese Graz-Seckau hieß es, dass man erst nach der offiziellen Ernennung durch den Vatikan eine Stellungnahme zu Krautwaschl abgeben könne.

Ministrant und Sänger

Der Geistliche wurde am 5. März 1963 auf einem Bauernhof in Gleisdorf als drittes von vier Kindern geboren, verlebte dort auch seine Kindheit, Volks- und Gymnasialzeit und war in der Pfarre als Ministrant und im Jugendchor aktiv. Nach der Matura studierte er Katholische Fachtheologie an der Universität Graz. Er trat zugleich ins Priesterseminar der Diözese Graz-Seckau ein und arbeitete mehrere Jahre in der Katholischen Jungschar im diözesanen Bildungsteam mit. Im Jahr 1990 schloss er sein Theologiestudium mit einer Arbeit aus Moraltheologie zum Thema "Asketik in der Zeit der Aufklärung" ab.

Im selben Jahr wurde Krautwaschl zum Priester geweiht. Er war drei Jahre Kaplan in Hartberg, dann im Pfarrverband Knittelfeld und schließlich von 1999 bis 2006 im Pfarrverband Bruck/Mur tätig, wo er ab 2002 auch Dechant war. Seit Herbst 2006 leitete er das Bischöfliche Seminar und ist zudem Regens im "Augustinum", wo er laut eigenem Blogeintrag zurzeit in einer "Priester-WG" mit vier Kollegen wohnt. Krautwaschl fühlt sich der päpstlich anerkannten "Fokolar"-Bewegung verbunden, "da diese mich einführt in ein Verständnis von Priestersein, das ganz und gar heutig ist", schildert er auch in seinem Blog. Einen Zugang zu Krautwaschl finden Ratsuchende u. a. in Sozialen Medien wie Facebook oder seinem Twitter-Account, wo ihm Dienstagnachmittag 135 Personen folgten.

Neben Krautwaschl wurde auch noch einem anderen Bischof im Ministerrat zugestimmt: Werner Freistetter, geboren am 28. Oktober 1953 in Linz als Sohn eines hochrangigen Bundesheeroffiziers, wird neuer Militärbischof. Der Oberösterreicher ist damit für rund 90.000 Katholiken im Umfeld des österreichischen Bundesheers verantwortlich.