Im April 2005 lag die FPÖ in ihren Trümmern. Drei Jahre zuvor war man bei der Nationalratswahl nach dem "Putsch" von Knittelfeld auf unter zehn Prozent geschrumpft, 2005 verabschiedete sich Jörg Haider schließlich mit einem Großteil des blauen Parlamentsklubs ins neu gegründete BZÖ. Den blauen Scherbenhaufen übernahm daraufhin der damals junge Chef der Wiener FPÖ - Heinz-Christian Strache.

Stetiger Stimmenzuwachs

Und die FPÖ hat seit Straches Übernahme am 23. April 2005 bei Nationalratswahlen stets dazugewonnen. Auch in Wien, wo Strache seit dem Jahr 2004 Landesparteichef ist, legten die Freiheitlichen seit Straches Obmannschaft  konsequent in der Wählergunst zu. Mittlerweile geben die Freiheitlichen bei Wahlen 30 Prozent als Ziel an und wollen regieren.

Dies sei aber dennoch "nicht in Sicht", schätzt etwa der Politologe Peter Filzmaier eine blaue Regierungsbeteiligung als unrealistisch ein. Die Obmannschaft Straches sehen Polit-Experten zwar durchaus als Erfolg, sei allerdings "Wahlsieger ohne machtpolitische Perspektive". Politberater Thomas Hofer ortet auch andere Schwächen, etwa inhaltlicher Art sowie beim Personal.

Wähler wollen Regierungsverantwortung

Betrachte man nur die Wahlergebnisse der FPÖ unter Strache, so "kann er die zehn Jahre als Erfolgsbilanz darstellen", sagte Filzmaier im Gespräch mit der APA. Fix sei jedenfalls, dass Strache die Partei konsolidiert hat, meinte Hofer - und zwar ziemlich rasch, nachdem Ex-Parteichef Jörg Haider im Jahr 2005 die Abspaltung des BZÖ vollzogen hatte. Das habe sich auch in den Wahlergebnissen widergespiegelt.

Problematisch für die FPÖ sieht Filzmaier trotz aller Wahlerfolge die Frage nach dem politischen Gewinn: "Der definiert sich an Regierungsbeteiligungen und der tendiert gegen Null." Mittlerweile würden sich die FPÖ-Wähler aber nicht mehr mit einer reinen Protestwählerpartei zufrieden geben, sondern wollten, dass die Partei Regierungsverantwortung übernimmt. "Das ist für die FPÖ eigentlich ein Erfolg, aber auch gefährlich", so Filzmaier. Denn damit könne Strache einen zentralen Wählerwunsch nicht erfüllen.

Der FPÖ-Chef sei somit ein "Wahlsieger ohne machtpolitische Perspektive", meinte Filzmaier. Er verwies etwa auf die Grünen, die in der Mehrheit der Landesregierungen vertreten sind. Auch bei den diesjährigen Urnengängen sieht der Politologe kaum eine Chance auf Regierungsbeteiligungen für die FPÖ. Etwas wahrscheinlicher, wenn auch ebenfalls "sehr unsicher", sieht er diesbezügliche Chancen auf der Bundesebene nach der Nationalratswahl im Jahr 2018. Auch Hofer meint, die FPÖ müsse "alles daran setzen, dass es irgendwo mit einer Regierungsbeteiligung klappt". Seit dem Verlust des Landeshauptmannsessel in Kärnten sitze die FPÖ in keiner Landesregierung mehr.

"Zu Tode siegen"

Der Meinungsforscher Peter Hajek (Opinion Public Strategies) sieht das Dilemma der Partei ähnlich: "Auf Dauer die Opposition zu geben, das funktioniert nicht." Die Partei müsste sich "als koalitionsfähiger Partner präsentieren." Denn ohne potenziellen Koalitionspartner werde Strache "nie Wiener Bürgermeister oder Bundeskanzler werden". Ein wenig anders lautet die Einschätzung von OGM-Chef Wolfgang Bachmayer: Zwar sieht auch der das Problem Straches, dass er sich quasi "zu Tode siegt": Trotz Wahlerfolgen komme die FPÖ nicht zur politischen Partizipation. Dieses Problem werde aber nur solange bestehen, solange die Abgrenzung der anderen Parteien gegenüber der FPÖ anhält. Denn sollten die Zustimmung der Wähler zur FPÖ auch in Zukunft weiter ansteigen, dann werde irgendwann eine Grenze erreicht, "wo eine politische Beteiligung der Freiheitlichen bei weiteren Erfolgen wahrscheinlich passieren wird".

Er verwies auch auf zuletzt erfolgte Zeichen der Öffnung innerhalb der SPÖ, etwa durch den burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl oder Steiermarks Landeschef Franz Voves. Dass die FPÖ tatsächlich weiterhin an Stimmen zulegen wird, ist für Hajek freilich nicht gesagt. Denn die FPÖ sei "schon auf einem hohem Level angekommen und die Problematik beim Größerwerden besteht immer darin, dass man das Wählerspektrum erweitert und dementsprechend die Themenpalette deutlich breiter ist." Und dies berge "immer die Gefahr in sich, dass man Positionen bezieht, wo man auf der einen Seite Wähler gewinnt, aber auf der anderen Seite wieder verliert".

Einen der Erfolgswege Straches sehen die Experten auch in dessen Bestreben, den "rechten Rand" innerhalb der Partei zurückzudrängen. "Das war auch der Erfolgsweg Haiders, dieser hat die Burschenschafter und Nationalen weiter zurückgedrängt", sagte Hajek. Um eine erfolgreiche Mittelpartei zu sein, müsse man sich auf die Mitte hinbewegen. "Das hat man bis zu einem gewissem Grad gut geschafft."