In Großbritannien haben am Donnerstagfrüh die Parlamentswahlen begonnen. Der Ausgang wird auch maßgeblich darüber entscheiden, wie es mit dem Brexit weitergeht. Laut Umfragen zeichnet sich ab, dass die Tories von Premierminister Boris Johnson die meisten Abgeordneten im neuen Parlament in London stellen werden. Allerdings bleibt fraglich, ob die Brexit-Befürworter eine Mehrheit haben werden. Die Wahllokale schließen um 23.00 Uhr MEZ.

18.00 Uhr: Die Kandidaten im Wahlkampf sind in sozialen Medien deutlich häufiger beschimpft worden als bei der Abstimmung vor zwei Jahren. Eine Analyse von Twitternachrichten an einem Tag im November zeigte, dass 16,5 Prozent der Botschaften, die Kandidaten erwähnten, Beleidigungen oder Beschimpfungen enthielten, berichtete der Analysedienst PoliMonitor. Vor zwei Jahren hatte die Universität Sheffield Schmähkommentare in vier Prozent von Twitterbotschaften über Kandidaten entdeckt. Die Methodik war zwar anders, aber dennoch meinte PoliMontor, dass die Zahlen verglichen werden könnten. Premier Johnson habe von allen Politikern die meisten Schmähkommentare erhalten. Die Polizei hat innerhalb von knapp vier Wochen rund 200 Beschwerden im Zusammenhang mit der Sicherheit von Kandidaten erhalten. In der Hälfte der Fälle sei es um böswillige Online-Kommentare gegangen, teilte die Polizei mit. Etwa die Hälfte der rund 200 Fälle sei so schwerwiegend gewesen, dass die Polizei wegen möglichen Straftaten ermittelte.

14.00 Uhr: Er ist übrigens der einzige Politiker im Königreich, den alle beim Vornamen nennen: Boris. Schon als Kind wollte Boris Johnson „König der Welt“ werden. Das sagt zumindest eines seiner drei Geschwister, Schwester Rachel, die für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ist. 

Am Tag nach der folgenschweren Brexit-Abstimmung im Jahr 2016, als die Briten zu googeln begannen, was der Brexit bedeutet und wofür sie überhaupt gestimmt hatten, ging Boris Johnson mit dem Earl of Spencer, dem Bruder von Prinzessin Diana, entspannt auf eine Partie Cricket. Tory-Politikerin Amber Rudd, einst Innenministerin, brachte Johnsons Vor- und Nachteile einmal auf den Punkt: „Er ist Leben und Seele der Partei, aber nicht der Mann, von dem man abends nach Hause gefahren werden will.“

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12.00 Uhr:

Johnson will Großbritannien am 31. Jänner auf Biegen und Brechen aus der EU führen. Dazu muss das Unterhaus aber dem von ihm mit der EU ausgehandelten Austrittsvertrag noch zustimmen. Labour hat im Falle eines Wahlsiegs ein zweites Referendum zum Brexit angekündigt. Johnson hat die Wahl vorgezogen, nachdem er mit seinem Vertrag im Parlament gescheitert war.

Die britischen Abgeordneten waren in der Frage der Abspaltung von der EU bisher tief zerstritten. Da Johnsons Tories keine Mehrheit im Unterhaus hatten, zerschlugen sich seine Pläne für einen zunächst für den 31. Oktober angepeilten Brexit. Mit den Neuwahlen versucht er nun, die Blockade zu lösen und den EU-Ausstieg perfekt zu machen. Ganz auf dieses Hauptziel hat er auch seinen Wahlkampfslogan zugeschnitten: "Den Brexit erledigen - Großbritanniens Möglichkeiten entfesseln". Für den Fall eines Erdrutschsieges der Tories hat er zugleich einen Investitionsschub in Aussicht gestellt.

10.00 Uhr: Wer das Rennen um die Downing Street am Donnerstag gewinnt, hängt entscheidend von der britischen Jugend ab. Doch die jungen Wähler sind eine schwer zu berechnende Größe: Sie gelten als pro-europäisch und links, stellen aber auch die Gruppe dar, die am häufigsten nicht zur Wahl geht.

9.00 Uhr: In Großbritannien gibt es kein geschriebenes Gesetz, das der Queen das Wahlrecht abspricht. Trotzdem gehen Königin Elizabeth II. und ihre Familie nie wählen und kandidieren auch nicht.

8.30 Uhr: In Großbritannien haben die Parlamentswahlen begonnen, die Wahllokale haben geöffnet. Zum dritten Mal in vier Jahren können die Briten über die Zusammensetzung der 650 Sitze im Unterhaus entscheiden. 

Die Briten wählen heute ein neues Parlament und können damit auch Einfluss auf den geplanten Brexit nehmen. Die Wahllokale sind von 8.00 Uhr (MEZ) bis 23.00 Uhr (MEZ) geöffnet.

Nach jüngsten Umfragen ist ein Sieg der Konservativen von Premierminister Boris Johnson zwar weiter wahrscheinlich. Ganz sicher können sie sich einer Mehrheit aber nicht sein. Die oppositionelle Labour-Partei konnte den Abstand auf die Tories in den vergangenen Tagen verringern. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass es zu einem "hung parliament" kommt. Damit ist eine Sitzverteilung gemeint, in der keine der beiden großen Parteien aus eigener Kraft eine Regierung bilden kann.

Johnson führte bisher eine Minderheitsregierung an. Um sein Brexit-Abkommen durchs Parlament zu bringen, braucht er eine stabile Mehrheit. Am 31. Jänner 2020 will er das Land aus der Europäischen Union führen.

Bis zuletzt warb Johnson um jede Stimme. Und man kann dem britischen Premier allerhand vorwerfen, aber langweilig ist er nicht, wie im folgenden Werbefilm der Tories zu sehen ist, der eine Parodie auf die Filmkomödie "Love ...actually" ("Tatsächlich...Liebe") ist:

Sollte Labour-Chef Jeremy Corbyn Premierminister werden, will er innerhalb von drei Monaten einen neuen Brexit-Deal mit enger Anbindung an die EU aushandeln. Innerhalb von sechs Monaten sollen die Briten dann in einem neuen Referendum darüber abstimmen. Die Alternative wäre ein Verbleib Großbritanniens in der Staatengemeinschaft. Corbyn selbst will sich neutral verhalten, wie er kürzlich betonte. Chancen auf eine eigene Mehrheit hat Labour kaum. Die Sozialdemokraten müssten auf die Unterstützung der kleineren Parteien hoffen.

Corbyns Kampfansage: