In der Nacht auf heute, Sonntag (28.3.), galt es um 2 Uhr früh wieder, die Zeit umzustellen bzw. die Zeiger eine Stunde nach vorne zu drehen

Da war doch etwas?

Richtig, der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete 2018: "Die Zeitumstellung gehört abgeschafft." Im gleichen Jahr ergab eine Online-Umfrage der EU-Kommission, dass 84 Prozent für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und "Winterzeit" (bzw. Normalzeit) seien. Das Interesse an der Befragung fiel innerhalb der Europäischen Union äußerst unterschiedlich aus - besonders groß waren Teilnahme und Zustimmung damals in Deutschland. Im März 2019 stimmte dann auch das Europaparlament dafür, die Zeitumstellung im Jahr 2021 abzuschaffen.

So weit, so gut. Seitdem rührte sich nicht mehr allzuviel: Eine dafür notwendige Gesetzesvorlage gibt es nach wie vor nicht - bzw. in EU-Deutsch formuliert: Der gesetzgeberische Prozesses zur Abschaffung der jahreszeitlich bedingten Zeitumstellung stockt. Laut EU-Kommission sollen die 27 Mitgliedsstaaten selbst entscheiden, ob sie dauerhaft Sommer- oder "Winterzeit" haben wollten. Sie sind eigentlich aufgerufen, sich untereinander zu koordinieren und einen Mechanismus ins Leben zu rufen, um den Binnenmarkt zu schützen und einen Fleckerlteppich aus verschiedenen Zeitzonen in der EU zu verhindern.

Und genau hier spießt es sich: Etliche EU-Mitgliedsstaaten melden ernste Bedenken daran an, dass sich Länder ihre endgültige Zeit selbst aussuchen können - nicht zuletzt für die Wirtschaft scheint eine einheitliche Zeitzone in ganz Europa wünschenswert. Inzwischen drohtt das Gesetzesvorhaben - wie so viele andere - im Rat der Mitgliedstaaten zu versanden. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte zuletzt: "Die Uhr hat sich nicht vorwärts bewegt, um die Zeit zu ändern."

In Österreich dürften die Präferenzen klar zu sein: Laut einer repräsentativen Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Akonsult sind fast drei Viertel der Österreicher mit der Entscheidung der EU zufrieden, die Umstellung zwischen Sommer- und Normalzeit abzuschaffen. Insgesamt zwei Drittel wollen, dass die Sommerzeit während des gesamten Jahres gilt. Insgesamt herrscht Skepsis, was die Umsetzung anbelangt: Nur 37 Prozent der befragten Österreicher glauben, dass diese einheitliche Linie in der EU bald gefunden wird, 61 Prozent sind hier skeptisch. 30 Prozent glauben, dass es nie zu einer Einigung kommen und das "Projekt Abschaffung" letztlich einschlafen wird.

Zweifellos sind die EU und ihre Mitgliedsstaaten derzeit auch mit einer ganz anderen Problemstellung mehr als ausgelastet: Die aktuelle portugiesische Ratspräsidentschaft hat das Thema nicht auf der Agenda. Im vergangenen Jahr stellte Deutschland seinen Vorsitz im Rat der Europäische Union bereits voll auf den Kampf gegen die Pandemie ein.