Im Streit um verminderte Impfstoff-Lieferungen zwischen der EU und dem Hersteller-Konzern AstraZeneca fordert Gesundheitsminister Anschober im Ö1-Morgenjournal "volle Transparenz": "Europa verhandelt derzeit absolut einig mit AstraZeneca, denn das geht nicht, man kann nicht Verträge abschließen, Vorfinanzierungen genießen und dann diese nicht umsetzen oder nur zum Teil umsetzen", so der Minister. Es habe am Freitag die erste Verhandlungsrunde der EU mit AstraZeneca gegeben, gestern zwei weitere: "Morgen geht es weiter, und wir wollen vor allem volle Transparenz, wir wollen wissen, was wurde produziert und wohin wurde es geliefert."

Er zeigt wenig Verständnis für die Vorgänge: "Es war ja auch paktiert, dass vorproduziert wird, wo sind diese Mengen. Diese Transparenz gehört auf den Tisch und wir wollen konkrete Liefertermine und Liefermengen. Diese Informationen brauchen wir, um unsere Impfpläne umsetzen zu können. In einem Teilbereich habe es ja gestern funktioniert, ein erster Teilbereich sei gelungen, wir wissen jetzt die Mengen für Februar und wann sie genau kommen."

"Produktionsschwierigkeiten"

Über die Art der Produktionsschwierigkeiten, die ja sehr kurzfristig aufgetaucht seien, wisse man nicht viel. Sie beträfen angeblich eine Produktionsstätte in Belgien. Auch das sei ein Teil der Informationen, die auf den Tisch gehörten, und zwar lückenlos.

Ob sich die zugesagten Lieferungen nur verzögern, bis wann und wie sehr das den heimischen Impfplan zurückwerfen wird, seien die Fragen, die noch offen seien, so Anschober. Die EU habe AstraZeneca jetzt noch einmal aufgefordert, bis morgen diese Details vorzulegen. Man habe nur die Daten der Lieferungen für den Februar, das seien 342.000 Dosen statt 650.000 Dosen, also eine massive Reduktion, und das Entscheidende sei jetzt: „Sind das Lieferungen, die reduziert sind oder die aufgeschoben wurden. Wir kämpfen jetzt darum, dass diese Dosen zumindest im zweiten Quartal auf jeden Fall nachgeholt werden müssen."

Transparenzregister

Auf die Frage, ob es Anzeichen gäbe, dass das gelingen könne, meint Anschober: „Die Verhandlungen laufen, und solange Verhandlungen noch nicht beendet sind, gibt es Hoffnung. Wir machen Druck genau in diese Richtung unter anderem auch mit diesem Transparenzregister, das die EU jetzt kurzfristig einführen wird, damit man erkennen kann, ob es zu Exporten kommt.“

Österreichs Impfplan für Über-80-Jährige wird derzeit überarbeitet, die Ergebnisse sollen in den nächsten Tagen präsentiert werden. Das hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag im ORF-Ö1-"Morgenjournal" gesagt. Man wolle hier "volles Tempo beibehalten, unter Einbeziehung der Lieferschwierigkeiten". Aber Pfizer/Biontech und auch Modena seien mit ihren Impfstoff-Lieferungen "im Großen und Ganzen" im Plan.

Anschober hatte bereits in der vergangenen Woche ein Präzisierung des Impfplans angekündigt. Dies soll nach der für Ende dieser Woche vorgesehenen Entscheidung der Zulassung der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) über Astrazeneca erfolgen.

Bei den Impfungen in Alters- und Pflegeheimen sei man sehr weit. "Wir haben mittlerweile 180.000 Impfungen in Österreich durchgeführt", betonte Anschober Dienstagfrüh gegenüber "Ö1". Ein Großteil der Menschen in Alters- und Pflegeheimen sei durchgeimpft. Die zweite Runde der Impfungen sollen in der zweiten Februarhälfte abgeschlossen sein, "wir brauchen ja zwei Stiche".

Zu Fragen des weiteren Vorgehens beim Lockdown nach dem 8. Februar wollte Anschober nicht ins Detail gehen. Der Epidemiologe Gerald Gartlehner hatte sich nach dem Auftauchen von Clustern neuer Virusvarianten für eine Schließung von Skiliften und Seilbahnen stark gemacht. "Diese Woche ist die Woche der Analyse", sagte der Gesundheitsminister. Dann würden die Tage der Entscheidung folgen. Das große Fragezeichen seien die Mutationen.