Der Chef der britischen Brexit-Partei, Nigel Farage, hat seinen Kampf für den Austritt Großbritanniens aus der EU für beendet erklärt. "Der Krieg ist vorbei", schrieb Farage auf Twitter nachdem die EU und Großbritannien einen Durchbruch bei den Verhandlungen für einen Brexit-Handelspakt verkündet hatten. Premierminister Boris Johnson werde als derjenige gesehen werden, der den Brexit vollzogen habe, sagte Farage in einem auf Twitter verlinkten Video.

"Vielleicht nicht perfekt, aber dennoch: Er hat getan, was er versprochen hatte", so der Erz-Brexiteer anerkennend. Farage wittert, dass bei einigen Details, wie beispielsweise bei der Fischerei, nicht die reine Brexit-Lehre von der vollständigen Kontrolle angewandt wurde. "Aber im Großen und Ganzen ist der Krieg vorbei."

Schlimmstes abgewendet

London und Brüssel hatten am Heiligen Abend einen Durchbruch bei den Gesprächen über einen gemeinsamen Handelspakt für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase verkündet. Mit dem Jahreswechsel verlässt das Vereinigte Königreich endgültig die Strukturen der Europäischen Union nach fast 40 Jahren Mitgliedschaft. Die schlimmsten Folgen der Scheidung sind damit abgewendet.

Auf europäischer Seite bleibt bis zum 31. Dezember nicht genug Zeit, um das mehr als 1.200 Seiten starke Vertragswerk noch zu ratifizieren. Es soll zunächst provisorisch in Kraft treten. Das britische Parlament soll am 30. Dezember im Schnellverfahren ein Gesetz durchwinken, um dem Abkommen Wirksamkeit zu verschaffen.

Frankreich will scharfe Kontrollen

Frankreich pocht nach dem Ende der Brexit-Übergangszeit auf eine massive Überprüfung britischer Waren vom Jahreswechsel an. "Wir müssen britische Produkte kontrollieren, die zu uns kommen", sagte Europa-Staatssekretär Clément Beaune im Sender Europe 1. Bei Nahrungsmitteln oder Industrieprodukten müssten alle geltenden Normen eingehalten werden. Der französische Staat habe rund 1.300 Menschen angeworben, um diese Kontrollen zu gewährleisten.

Frankreich ist ein wichtiges Drehkreuz für britische Waren. Etwa 70 Prozent des Handelsvolumens zwischen Großbritannien und der EU laufe über die nordfranzösischen Häfen Calais und Dünkirchen sowie über den Eurotunnel, wie die Präfektur für die nordfranzösische Region Hauts-de-France berichtete.

Beaune, ein Vertrauter von Staatschef Emmanuel Macron, kündigte ein Hilfsprogramm für französische Fischer mit einem zweistelligen Millionenbetrag an. "Wir werden sie begleiten", sagte er mit Blick auf die Fischer. Der Handelspakt sieht eine Übergangsphase von fünfeinhalb Jahren vor, in der EU-Fischer in britischen Gewässern 25 Prozent weniger fischen dürfen. Die Fischerei hat in Frankreich einen hohen Symbolwert.