Der Rückzug sei offenbar aus "innenpolitischen Motiven" erfolgt, sagte Timmermans am Freitag in Bregenz. Beim Thema Migration brauche es "Deutlichkeit für die ganze Welt", betonte EU-Kommissionsvizepräsident  Franz Timmermans.

Timmermans unterstrich die Bedeutung der Menschlichkeit beim Thema Migration: "Wir müssen allen sagen, dass sie eine Rolle spielen wird", so der EU-Kommissionsvizepräsident, auch wenn Europa selbstredend für den Schutz der Außengrenzen sorgen müsse und es Rückführungen geben werde. Speziell Afrika werde eine "riesengroße Herausforderung". Aber auch diesbezüglich müsse man begreifen, "dass nur eine langfristige Zusammenarbeit mit Afrika Resultate bringen wird".

Geht um Solidarität

Wenn man die Migrationsfrage nachhaltig lösen wolle, gehe es nicht nur um den Schutz der Außengrenzen, sondern auch um innereuropäische Solidarität, sagte Timmermans. Gebe es diese nicht, so gehe durch das Hochziehen der nationalen Grenzen der Schengen-Raum verloren. Timmermans stellte aber auch fest: "Wenn es wirklich eine Krise gibt, dann kommen die Mitgliedsstaaten zusammen."

Vatikan unterstützt Pakt

Der Vatikan bekräftigte indes seine Unterstützung für den Migrationspakt. Daher schmerze es, "festzustellen, dass einige Länder sich aus dieser Diskussion zurückziehen", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Donnerstagabend in Rom, wie Kathpress meldet. In seinem Beitrag über Menschenrechte und die katholische Kirche verteidigte er den Einsatz des Vatikans für eine offene Flüchtlings- und Migrationspolitik. Diese müsse aber begleitet werden von einer klugen Integrationspolitik, die den Fähigkeiten der jeweiligen Aufnahmeländer entspreche. Leider habe vielerorts die Politik ihre Rolle als Vermittlerin aufgegeben. Stattdessen "gibt sie der unklugen Versuchung eines einfachen Konsenses nach und setzt auf angestammte Ängste der Bevölkerung", so der Chefdiplomat des Papstes.

Bisher haben neben Österreich auch die USA, Estland, Tschechien, Bulgarien, und Ungarn ihre Ablehnung gegen den Pakt erklärt. Der von den UNO-Mitgliedstaaten beschlossene Migrationspakt soll bei einem Gipfeltreffen am 10. und 11. Dezember in Marokko angenommen werden. Das rechtlich nicht bindende Dokument soll helfen, Flucht und Migration besser zu organisieren.