Die EU-Mission "Sophia" zur Rettung von Migranten, die sich auf den Weg über das Mittelmeer gemacht haben, wird vorerst eingestellt. Wie der "Spiegel" berichtet, hat Kommandeur der Mission, der italienische Admiral Enrico Credendino, alle beteiligten Kriegsschiffe zurück in die Häfen beordert.

Hintergrund für den spontanen Stop der Mission soll die Weigerung Italiens sein, von den EU-Militärschiffen gerettete Menschen weiter aufzunehmen. Italien hatte seine Blockadehaltung diese Woche in einem Brief an die EU angekündigt. Kurzfristig anberaumte Beratungen der EU-Partner brachten zunächst keine Lösung.

49.000 Menschen gerettet

Seit Juni 2015 ist die EU-Mission "Sophia" mit Schiffen, Flugzeugen und Hubschraubern im Mittelmeer zwischen Italien und Libyen im Einsatz. Sie war ins Leben gerufen worden, nachdem 700 Flüchtlinge bei einem Schiffsunglück vor der libyschen Küste ums Leben kamen. In den vergangenen drei Jahren wurden 49.000 Menschen aus Seenot gerettet.

Hauptaufgabe des offiziell EUNAVFOR MED (European Naval Force Mediterranean) "Sophia" genannten Einsatzes ist allerdings die Bekämpfung von Schlepperbanden, die Flüchtlinge auf die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer schicken. "Sophia" kann verdächtige Boote notfalls auch mit Waffengewalt stoppen, durchsuchen und beschlagnahmen. 140 mutmaßliche Schleuser wurden bisher festgenommen.

Gegen Schlepper und Waffenschmuggel

Seit Juni 2016 geht der Marineeinsatz auch gegen Waffenschmuggel vor und bildet Personal für die libysche Küstenwache aus. Ein Jahr später kam die Überwachung gegen illegale Ölexporte aus Libyen hinzu.

An der Mission beteiligen sich 26 EU-Staaten. Derzeit sind sechs Marine-Schiffe, drei Flugzeuge und zwei Hubschrauber im Einsatz. Die Bundeswehr war von Anfang an beteiligt. Seit Mai nimmt das deutsche Unterstützungsschiff "Mosel" mit rund 100 Soldaten an Bord teil.

Die Führung des "Sophia"-Einsatzes hat der italienische Konteradmiral Enrico Credendino, der Einsatz wird von Rom aus geleitet. Das aktuelle Mandat der Mission läuft noch bis zum 31. Dezember 2018.

Den Beinamen "Sophia" bekam der Einsatz nach dem Namen eines Flüchtlingsmädchens, das am 24. August 2015 auf der deutschen Fregatte "Schleswig-Holstein" geboren wurde.