UNO-Generalsekretär António Guterres setzt seine Vermittlungsreise im Ukraine-Konflikt fort und will am Donnerstagnachmittag Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew treffen. Davor besuchte er die Kiewer Vorstädte Borodjanka und Butscha. Letztere ist zum Symbol für die seit der russischen Invasion begangenen Gräueltaten geworden. Guterres forderte Russland zur Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) bei der Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen auf.

"Ich unterstütze den IStGH voll und ganz und appelliere an die Russische Föderation, die Zusammenarbeit mit dem IStGH zu akzeptieren", sagte er. Zuvor hatte Guterres der Stadt Borodjanka einen Besuch abgestattet. "Der Krieg ist eine Absurdität im 21. Jahrhundert", sagte er in dem Vorort von Kiew, wo wie in Butscha und Irpin russische Truppen nach ukrainischen Angaben Gräueltaten an Zivilisten begangen haben sollen. "Ich stelle mir meine Familie in einem dieser Häuser vor, die jetzt zerstört sind", sagte Guterres in Borodjanka. "Ich sehe meine Enkelinnen in Panik herumlaufen." Es gebe "keine Möglichkeit, dass ein Krieg im 21. Jahrhundert akzeptabel ist".

Treffen mit Selenskyj

Am Nachmittag ist ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Außenminister Dmytro Kuleba geplant. Guterres will nach UN-Angaben auch mit Vertretern der UN-Organisationen zusammenkommen. Eines der Hauptthemen dürfte wie auch schon beim vorherigen Besuch in Moskau die Lage in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol sein, wo ukrainische Truppen und Zivilisten von der russischen Armee eingekesselt sind.

Am Dienstag bei Putin

Am Dienstag war der UN-Generalsekretär mit Putin sowie Außenminister Sergej Lawrow in Moskau zusammengetroffen. Dabei hatte er eine rasche Waffenruhe in der Ukraine gefordert und an die Regierungen in Moskau und Kiew appelliert, gemeinsam mit der UNO an der Öffnung sicherer Fluchtkorridore für Zivilisten zu arbeiten. Zuletzt war der Druck auf den UNO-Generalsekretär gewachsen, eine aktivere Rolle in dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine einzunehmen. Russische Truppen waren am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert.