Doch das "Nej" hat unangenehme Folgen.

"Wir wachen morgen früh besorgt auf, wenn es ein Nein wird", hatte Dänemarks Regierungschef Lars Lökke Rasmussen über das dänische Referendum zur Sicherheitszusammenarbeit mit der EU gesagt. Der Liberale dürfte am Freitag mit dröhnenden Kopfschmerzen aufgewacht sein. Denn die Dänen haben ihrer Regierung und der Mehrheit der Parteien im Parlament klargemacht: Wir wollen nicht mehr EU. Die Rechtspopulisten jubeln über den Sieg der "nationalen Souveränität". Doch auf die Politiker warten komplizierte Aufgaben. Denn Dänemark ist durch das Nein bald nicht mehr bei Europol dabei.

Die grenzüberschreitende Polizei-Zusammenarbeit, da sind sich aber alle Parteien einig, ist wichtig für Dänemark. Indem sie "Nej" zur Abschaffung ihrer Sonderrechte in der Justiz- und Innenpolitik der EU gesagt haben, haben die Dänen ihr Land aber auch aus der Europol-Kooperation befördert. Will es weiter mitmachen, muss sich das kleine Königreich um ein Parallelabkommen bemühen. "Wir sind nun abhängig davon, dass andere uns dabei haben wollen", sagt Lökke Rasmussen. Weil einer Sonderabsprache EU-Kommission, Europäisches Parlament und alle Mitgliedsstaaten zustimmen müssen, wird das nicht einfach.

Ministerpräsident Lökke Rasmussen beeilt sich nach der Abstimmung, sich trotz "Nej" zu Europa zu bekennen. Mit EU-Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionschef Jean-Claude Juncker vereinbart er noch am selben Abend Treffen, um über Europol zu reden.

"Dänemark ist ein kleines Land. Wir begegnen der Welt nicht mit Misstrauen und wir sind uns nicht selbst genug", bemüht sich auch die Chefin der dänischen Sozialdemokraten, Mette Frederiksen, um Schadensbegrenzung in Europa. "Sicherheit braucht Zusammenarbeit."

Zwar hatten gerade die Terroranschläge in Paris das Bedürfnis der Dänen nach mehr Sicherheit geweckt. Gleichzeitig verstärkte die Flüchtlingssituation aber wohl den Wunsch, weniger mit der EU und ihren Problemen zu tun zu haben. In diese Kerbe hatte die Dansk Folkeparti (DF) im Wahlkampf erfolgreich geschlagen.

Es ist schon das dritte Mal innerhalb von eineinhalb Jahren, dass sich die Rechtspopulisten als Sieger fühlen können. 2014 stimmte bei der Europawahl mehr als jeder vierte Wähler für die DF und ihren charismatischen Spitzenkandidaten Morten Messerschmidt. Aus der Parlamentswahl im Juni ging sie als größte bürgerliche Partei hervor.

Trotzdem präsentieren sich die Populisten immer noch erfolgreich als Kritiker des Establishments und wahre Vertreter des Volkes. "Die Ja-Parteien haben ein grundlegendes Problem damit, dass die Dänen der EU gegenüber skeptisch sind", sagt DF-Chef Kristian Thulesen Dahl. Niemandem vertrauen die Wähler so sehr wie ihm - im Gegensatz zu vielen anderen Politikern in Kopenhagen.

Das Nein beim Referendum mit 53 zu 47 Prozent der Stimmen habe eine "Vertrauenskrise" zwischen Bürgern und Politik offenbart, sagt Lökke Rasmussen. Denn hätten die Dänen Ja gesagt, hätte nicht etwa die EU, sondern das dänische Parlament künftig entschieden, welchen EU-Regeln das Land sich anschließen will - so der Parteien-Vorschlag. "Ein Cocktail aus EU-Skepsis und tiefem Politikermisstrauen", habe wohl zum Ergebnis geführt, schlussfolgert die Zeitung "Politiken".

Mehr oder weniger EU? Diese Frage treibt die Dänen seit Gründung der Europäischen Gemeinschaft um. Denn obwohl die meisten der EU im Prinzip wohlgesonnen sind, fürchten sie doch ständig darum, Kompetenzen abgeben zu müssen. 1992 stimmten sie gegen den Maastricht-Vertrag - und handelten Sonderrechte in der EU aus. 2000 stimmten sie gegen den Euro - und behielten die Krone.

Dänemarks "Luxusprobleme"

Das Nein zur Aufgabe der Ausnahme im Justizbereich sichert ihnen nun weiter nationale Selbstbestimmung in Rechtsfragen. In Europa bringen sich die Dänen aber um Einfluss. Denn über die Regeln, die es später übernehmen will, kann das Land in Brüssel nicht mitentscheiden. Und wann es zu einem Europol-Abkommen kommt, ist unsicher. Mitten in der Flüchtlingskrise könne sich die EU wohl gerade nicht "mit Dänemarks Luxusproblem befassen", zitiert die Zeitung "Politiken" am Freitag eine anonyme Quelle in Brüssel.

EU-Skeptiker gewinnen Referendum in Dänemark

Interessant für Großbritannien

Die Abstimmung wurde auch in Großbritannien aufmerksam verfolgt, wo ein Referendum über einen Verbleib in der EU ansteht. Dänemark, Großbritannien und Irland hatten Anfang der 1990er Jahre das Zugeständnis erhalten, zumindest im Bereich der Justiz- und Innenpolitik bei der europäischen Integration abseits zu bleiben.