Er gilt seit jeher als so kreativer wie streitbarer Kopf – hochpolitisch und ausdrücklich nicht diplomatisch. Roger Waters, einst Texter, Bassist und Teilzeit-Sänger der britischen Rockgruppe Pink Floyd (die er 1985 im Streit verließ).

Nun kocht es um seine Person so richtig hoch: Der 79-Jährige soll am 28. Mai im Rahmen seiner "This Is Not A Drill"-Tour in Frankfurt auftreten. Auf Betreiben des Frankfurter Magistrats und des Landes Hessen stellte die Messegesellschaft dem Konzertveranstalter des Briten aber ein Kündigungsschreiben zu.

Hintergrund sind Waters’ polarisierende Aussagen zu Israel und dem Ukraine-Krieg, die er beharrlich auf den und abseits der Konzertbühnen tätigt. Der Brite pocht auf Kunstfreiheit: "Politiker haben kein Recht, Künstler und Fans mit Auftrittsverboten einzuschüchtern und zu schikanieren. Ich kämpfe für unsere Menschenrechte, inklusive Recht auf Redefreiheit!", so der Sänger in der Märtyrerrolle. Bei Bedarf sollen seine Anwälte den Auftritt in Frankfurt per einstweiliger Verfügung durchboxen. Dass er ein Antisemit sei, stellt er rundweg in Abrede.

Der streitbare Künstler pocht auf die Freiheit der Kunst
Der streitbare Künstler pocht auf die Freiheit der Kunst © (c) APA/AFP/CHRISTOPHE SIMON



Wenig Freude an Waters' Ansichten hat man auch in München: Dort kann man einen Auftritt in der Olympiahalle zwar nicht verhindern, eine außerordentliche Vertragskündigung sei "aus rechtlichen Gründen" nicht möglich. SPD-Bürgermeister Dieter Reiter betont jedoch: "Ich will ihn hier nicht haben. Wir müssen es ertragen." Ron Prosor, Israels Botschafter in Deutschland, ist empört: "Wer einen Davidstern auf ein Schwein malt und es erschießt, ist Antisemit" – ein solches baute Waters in aufblasbarer Form in seine aufwendigen, mit Pink-Floyd-Klassikern gespickten Shows ein.



Was den Ukraine-Krieg betrifft, hielt er bei einer feurigen Rede vor dem UN-Sicherheitsrat vor nicht allzu langer Zeit fest, dass die russische Invasion "nicht unprovoziert" sei. US-Präsident Joe Biden hatte er zuvor "Kriegsverbrecher" genannt. Fans in Moskau hat Waters, so etwa Putin-Freund Dmitrij Medwedew: "Es gibt im Westen noch adäquate Leute!" Fortsetzung folgt ...