Donald Trump hat Rückenwind. Nachdem die Unterstützung innerhalb der Republikaner für eine weitere Kandidatur des Ex-Präsidenten für das Weiße Haus in den vergangenen Monaten stetig zurückgegangen war, stieg sie Umfragen zufolge jüngst wieder an. Wie das Institut Morning Consult meldet, liegt sie derzeit bei 58 Prozent – und damit so hoch wie seit seiner Wahlniederlage im Herbst 2020 nicht mehr. Der Schub kam ausgerechnet, nachdem die Bundespolizei FBI Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida durchsucht hatte. Es steht der Vorwurf im Raum, er habe höchst sensible Regierungsunterlagen gesetzeswidrig einfach aus Washington mitgenommen – ein Fall für den Staatsanwalt.

Auflösen des FBI gefordert

Dass ausgerechnet eine Hausdurchsuchung Trumps Rückhalt unter seinen Anhängern wachsen lässt, zeigt einmal mehr, wie sehr sich die Republikaner mittlerweile dem Ex-Präsidenten unterworfen haben. Die extremsten Teile der Partei forderten als Reaktion auf die Ermittlung gar ein Auflösen des FBI sowie ein Amtsenthebungsverfahren gegen Justizminister Merrick Garland. Nur eine sehr ausgewählte Minderheit des GOP-Establishments mahnte an, die Untersuchungsergebnisse abzuwarten, bevor Konsequenzen angedroht werden. Den Diskurs prägen gleichwohl andere. Und diese Stimmen setzen auf nahezu sklavische Treue zu Donald J. Trump.

Millionen Stimmen hinter Clinton

Es ist ein ungewöhnliches Phänomen. Schließlich war Trump rein wahltaktisch betrachtet einer der erfolglosesten Präsidenten der amerikanischen Geschichte. Die Präsidentschaftswahl 2016 gewann er im Electoral College, allerdings mit rund drei Millionen Stimmen weniger als seine Gegenkandidatin, Hillary Clinton. In den darauffolgenden Jahren verlor seine Partei sowohl Repräsentantenhaus als auch Senat. Und schließlich musste Trump selbst das Weiße Haus nach nur vier Jahren wieder räumen. Das ist die schlechteste Bilanz seit Präsident Herbert Hoover – und in dessen Amtszeit brach die Weltwirtschaftskrise aus.

Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Trump mag 2020 deutlich verloren haben, doch er erschloss der Partei auch neue Wählerschichten. Kein amtierender Präsident bekam jemals mehr Stimmen als er. Seine Partei legte, zumindest im Repräsentantenhaus, trotz seiner Niederlage leicht zu. Diese Trendlinie lässt manche in der Partei glauben, Trump sei die einzige Chance für sie, das Weiße Haus 2024 zurückzuerobern.

70 Prozent der Republikaner glauben an gestohlene Wahl

Auch ist es dem Ex-Präsidenten gelungen, einen großen Teil der Republikanerbasis davon zu überzeugen, seine Abwahl sei die Folge von Betrug. Umfragen zufolge glauben etwa 70 Prozent der GOP-Anhänger, Joe Biden sei nicht das legitime Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten. So ist es Trump gelungen, das Image des Verlierers zu vermeiden – zumindest in weiten Teilen seiner Parteigänger.

Diese Macht nutzt Trump, um die Republikaner weiter nach seinen Vorstellungen umzumodellieren. Bereits seit Monaten läuft in den USA die Primary Season, die Vorwahlen in den Bundesstaaten, in denen die Kandidaten für die Wahlen im Herbst aufgestellt werden. Trump bringt sich intensiv in diesen Prozess ein, viel mehr als andere Ex-Präsidenten vor ihm. Er unterstützt Bewerber um Nominierungen bis hinunter zu Sitzen in den Legislaturen einzelner Bundesstaaten. Und er ist erfolgreich. Einer Auswertung der Seite Ballotpedia zufolge gewinnen 92 Prozent seiner Favoriten ihre Vorwahlen – bislang 179 Republikaner.

Echte Alternative nicht in Sicht

Die Zahl ist ein wenig irreführend. Schließlich wirft Trump seine Unterstützung auch hinter zahlreiche Kandidaten, die auch ohne sein Plazet gewinnen würden oder gar keinen Gegner haben. Trotzdem zeigt sie, wie einflussreich er immer noch in der Partei ist. Auch deshalb regt sich kaum Kritik aus den GOP-Reihen am Ex-Präsidenten. Ein falsches Wort kann das Ende der Karriere bedeuten. Zwar überlebten auch einige Trump-Kritiker ihre Vorwahlen, doch das Risiko wollen die wenigsten Kandidaten eingehen.

Das macht es auch ambitionierte Republikaner schwierig, sich als Alternative zu Trump zu positionieren. Potenzielle Kandidaten, die 2024 selbst Anlauf auf das Weiße Haus nehmen wollen, müssen sich ein eigenes Profil aufbauen, ohne den Ex-Präsidenten zu vergrätzen. Das gelingt nicht vielen. Von den möglichen Bewerbern ist es bislang nur Floridas Gouverneur Ron DeSantis gelungen, einen guten Teil der Basis von sich zu begeistern. Und selbst er liegt laut Morning-Consult-Umfrage nur noch bei 16 Prozent.