Nach dem Anschlag am Flughafen von Kabul sieht die norwegische Regierung keine Möglichkeit mehr, ausreisewillige Personen aus Afghanistan zu evakuieren. "Durch den Angriff ist wertvolle Zeit verloren gegangen", sagte Außenministerin Ine Eriksen Söreide am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz. "Wir haben leider nicht mehr die Möglichkeit, bei einer assistierten Ausreise zu helfen. Wir treten jetzt in eine neue Phase der Evakuierung ein."

Man wisse, dass sich immer noch Norweger in Afghanistan aufhielten, die wünschen, auszureisen, so Eriksen Søreide weiter. Nun könne aber nur noch ausgeflogen werden, wer sich bereits auf dem Flughafengelände befinde. "Wir beenden die Arbeit noch nicht, aber wir haben keinen Grund, unrealistische Erwartungen zu wecken, dass eine Evakuierung jetzt möglich sein wird", sagte die Außenministerin.

Norwegen hat in den vergangenen Tagen rund 1.000 Menschen aus Afghanistan evakuiert, darunter 390 Kinder. Die meisten von ihnen hätten Familie in Norwegen, sagte Ministerpräsidentin Erna Solberg. 28 afghanische Kinder wurden evakuiert, ohne dass ihre Eltern den norwegischen Behörden bekannt sind.

Britische Rettungsmission wird fortgesetzt

Die britischen Streitkräfte wollen ihre Evakuierungsmission trotz des tödlichen Anschlags am Flughafen in Kabul fortsetzen. Das sagte Premierminister Boris Johnson nach einer Sitzung des  Sicherheitskabinetts am Donnerstagabend. Der Premier verurteilte die Tat als "barbarisch" und sprach den USA sowie "dem afghanischen Volk" sein Beileid aus. Es habe sich wohl um eine Serie von Attacken gehandelt, so Johnson weiter.

Zu geheimdienstlichen Erkenntnissen über die Hintergründe wollte er sich nicht äußern. Es sei aber "beinahe sicher", dass auch Mitglieder der Taliban unter den Opfern seien, so Johnson. Mit dem Fortschritt der Evakuierungen zeigte sich Johnson zufrieden. Der größte Teil derjenigen, die evakuiert werden sollten, sei bereits außer Landes gebracht.