Eine der ersten Amtshandlungen der neuen Taliban-Regierung in Kabul war es, weiblichen Moderatorinnen die Arbeit im staatlichen Fernsehen zu verbieten. Das geschieht nur wenige Tage, nachdem die Terrororganisation groß ankündigte, dass Frauen weiterhin in Freiheit leben dürfen und ihre Rechte respektiert würden - vorausgesetzt es bewege sich im Rahmen der Normen des islamischen Rechts. Schon unter der ersten Taliban-Machtperiode wurden die Rechte der Frauen extrem eingeschränkt.

20 Jahre lang hat der Westen nach dem US-Einmarsch in Frauenrechte in Afghanistan investiert. Unzählige Gelder flossen in diese Programme, und sie erreichten nicht nur die Städte, sondern auch ländliche Gebiete. Frauen erzählten in der Vergangenheit davon, dass es ihnen in diesen Programmen wie Schuppen von den Augen gefallen sei. "Mir wurde erstmals klar, dass ich mein ganzes Leben lang wie ein Tier behandelt worden war", sagte eine Frau in der Provinz Badakhshan im Norden des Landes.

Der neue Status quo seit Sonntag, dem Tag der erneuten Machtübernahme der Taliban, ist für Frauenrechtsaktivistinnen niederschmetternd. "Wir Frauen haben alles verloren", sagt die Parlamentarierin Raihana Azad. "Und wir sind einem Angriff ausgesetzt, der sich kaum weniger schlimm anfühlt, als der Weltuntergang." Sie schenke den Worten der Islamisten nicht den geringsten Glauben.

Nun gibt es also erste Anzeichen, dass die Taliban ihre alten Muster und Werte doch nicht so einfach ablegen, wie nach außen kommuniziert. Die prominente afghanische Moderatorin Khadija Amin sagte der New York Times, dass die Taliban weiter nicht viel von Frauen halten: "Ich bin Journalistin und darf nicht arbeiten. Was werde ich als Nächstes tun? Die nächste Generation wird nichts haben. Alles, was wir in den letzten 20 Jahren erreicht haben, wird weg sein. Die Taliban sind die Taliban. Sie haben sich nicht verändert."