Sie marschieren – menschenverachtende Gewalt, Waffen und radikalislamische Ideologie im Anschlag – durch Afghanistan und brachten im Marschtempo sämtliche Provinzhauptstädten des Landes unter ihre Kontrolle: die Taliban. Bereits in absehbarer Zeit könnten sie auch die Hauptstadt Kabul einnehmen.

An der Spitze der erbarmungslosen Terrorarmee steht seit 2016 (und der Liquidierung des Vorgängers Akhtar Mansur) Hibatullah Achundsada. Allzu viel ist über seine Vita naturgemäß nicht bekannt: Vermutlich 1961 in Panjwai in der Provinz Kandahar geboren, gilt er als neuer starker Mann in Afghanistan, das vor seinem Abgrund steht.

Bevor er an die Spitze der Taliban rückte, soll Achundsada ihr oberster Richter gewesen sein und 15 Jahre lang als Prediger und Religionslehrer in einer Moschee in Kuchlak bei Quetta in Pakistan aktiv gewesen sein. Er und seine mordende Milizen wollen nach dem höchst folgenreichen Abzug der USA wieder ein islamisches Emirat mit Scharia und kompromissloser Geschlechtertrennung etablieren. Die Tage einer in Afghanistan ohnehin labilen Demokratie wären damit gezählt.



Der Sohn eines Imams, der unverblümt als Massenmörder eingestuft wird, gilt längst als militärisch-politischer Kopf der Taliban. Er wird von den Vereinten Nationen für zahllose Tötungen mitverantwortlich gemacht – vor allem von Angehörigen der mehrheitlich schiitischen Hazara-Volksgruppe. Besonders abstoßend: gezielte Massaker in Mädchenschulen, etwa in Kabul.



Baschir Bisan, pakistanischer Sicherheitsanalyst, umriss Achundsadas Persönlichkeit einmal so: "Er zieht Krieg dem Frieden vor und das Töten dem Leben." Ihm nicht zu gehorchen, stellt der Taliban-Führer mit Ungehorsam gegenüber dem Propheten und Gott gleich. In einem 122-seitigen vor einigen Jahren veröffentlichten Taliban-Handbuch erläuterte er, wie man Dschihad zu führen habe.

Auch Irrsinn kostet Geld – Achundsada finanziert seine Truppen durch Drogenhandel.