Zwei Millionen Infizierte und 70.000 Tote machen Peru zu einem der von Corona am härtesten getroffenen Länder Lateinamerikas im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Peru gehört zu den Ländern, in denen die Pandemie am tödlichsten wütet. Und auch die Wirtschaft liegt am Boden und brach im Vorjahr um elf Prozent ein. Die offizielle Arbeitslosenzahl liegt bei rund 14 Prozent. Politisch ist das Land ohnehin stets am Rande einer neuen Explosion.

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik ist nachhaltig erschüttert: Gegen fast die Hälfte der Parlamentarier wird wegen verschiedener Vergehen ermittelt, zu Beginn der Impfkampagne sollen sich zudem 500 Politiker, Funktionäre und Beamte vorgedrängt haben.

Weniger als die Hälfte der Peruaner halten die Demokratie für die beste Regierungsform.

"Eine neue Zeit hat begonnen", schrieb Pedro Castillo nun auf Twitter. Neben seinen Wahlkampfslogan "Nie mehr arm in einem reichen Land" schrieb er nun auch "Präsident". Er ergänzte sein Profil auf dem Kurznachrichtendienst um "Gewählter Präsident der Republik Peru (2021-2026)".

Castillo liegt nach Auszählung aller Stimmen hauchdünn in Führung: Er kommt auf 50,125 Prozent und liegt damit laut Wahlkommission in dem knapp 33 Millionen Einwohner zählenden Land nur 44.058 Stimmen vor seiner konservativen Rivalin Keiko Fujimori mit 49,875 Prozent, wie die Wahlkommission mitteilte.

Bei der Präsidentschafts-Stichwahl vor eineinhalb Wochen war es in dem südamerikanischen Land zu einem Schlagabtausch der politischen Extreme gekommen: Die Tochter des autoritären inhaftierten Ex-Präsidenten Alberto Fujimori trat gegen den Sozialisten Pedro Castillo an.

Pedro Castillo, der ehemalige Lehrer, Gewerkschafter, Streikführer und Mitglied der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre will nun einen sozialistischen Staat aufbauen, die Medien stärker kontrollieren und das Verfassungsgericht abschaffen.

Der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa spricht von einer "Katastrophe" für Peru. Schon vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru hatte er sich für die Rechtspopulistin Keiko Fujimori ausgesprochen, denn sie sei "das kleinere Übel", schrieb Vargas Llosa in einer Kolumne, die in mehreren spanischen und lateinamerikanischen Zeitungen, so auch in "El País", erschienen war.

Unterdessen rief Kardinal Pedro Barreto zur Einheit im Land auf. "Wir stecken inmitten einer schweren demokratischen Krise", sagte der Jesuit und Erzbischof von Huancayo der Zeitung "La Republica". Peru sei an einen Punkt gelangt, von dem sich niemand habe vorstellen können, dass es so weit kommen könnte. Dennoch fordert er, den Blick nach vorn zu richten und die entscheidenden Fragen zu stellen: "Werden wir aus der wirtschaftlichen, politischen, gesundheitlichen und Arbeitsmarkt-Krise herauskommen?" Und der Kardinal zitiert seinen Ordensbruder Papst Franziskus: "Aus einer Krise kommt man entweder gestärkt oder geschwächt heraus."