Am Samstag haben die Außenminister Irans und Chinas in Teheran ein Kooperationsabkommen mit einer Laufzeit von 25 Jahren unterzeichnet. Damit ist der Weg für Milliarden-Investitionen Chinas frei. Im Gegenzug will der Iran China Öl zu günstigen Preisen liefern. Die Volksrepublik China ist der weltgrößte Ölimporteur, die wachsende Wirtschaft ist auf den Rohstoff angewiesen. Der Iran braucht im Gegenzug Abnehmer für sein Öl. Aber auch eine militärische Zusammenarbeit zwischen dem Iran und China soll das Kooperationsabkommen beinhalten. Präsident Hassan Rouhani bezeichnete das Abkommen allerdings als ein strategisch wichtiges Projekt für Wirtschaftswachstum im Iran sowie Stabilität und Frieden in der Region.

Iran streckt die Hand nach China und nach Russland aus

Der Iran steckt nicht zuletzt wegen der 2018 von den USA verhängten Sanktionen in einer akuten Wirtschaftskrise, die sich durch den Ausbruch der Corona-Pandemie noch verschärft hat. Da auch der neue US-Präsident Joe Biden die Sanktionen kurzfristig nicht aufheben will, richtet sich die iranische Regierung noch mehr nach China und nach Russland aus.

Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums nannte das Kooperationsabkommen mit China, das unter Verschluss gehalten wird,  einen Plan für die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel, Wirtschaft und Transport "mit einem besonderen Fokus auf den Privatsektor beider Seiten". Die South China Morning Post berichtete im Vorfeld der Unterzeichnung, das Abkommen solle chinesische Investitionen in die iranischen Energie- und Infrastruktur beinhalten. Der Pakt markiert ein deutliches Zusammenrücken der beiden Staaten, die im Clinch mit den USA liegen.

Strategische Verbindung

"Unsere Beziehungen zum Iran werden nicht durch die gegenwärtige Situation beeinflusst, sondern sind dauerhaft und strategisch", zitieren iranische Nachrichtenagenturen Chinas Außenminister Wang Yi. Im Gegensatz zu anderen Staaten ändere der Iran seine Beziehungen zu anderen Ländern "nicht mit einem Telefonanruf".

Die Führung in Teheran sei der Ansicht, dass das Abkommen "sehr effektiv zur Vertiefung der chinesisch-iranischen Beziehungen" beitragen könne, sagte Irans Außenministeriumssprecher Said Chatibsadeh vor der Unterzeichnung. Der Sprecher erinnerte an den Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Teheran vor fünf Jahren, bei dem der Grundstein für die umfassende Kooperationsvereinbarung gelegt worden sei. 

Xi und der iranische Präsident Hassan Rouhani hatten damals eine Stärkung der bilateralen Beziehungen ihrer Länder beschlossen. Sie vereinbarten eine vertiefte Zusammenarbeit in den Bereichen Verkehr, Häfen, Energie, Industrie und Dienstleistungen.

"Neue Seidenstraße"

Für China ist das Abkommen mit dem Iran Teil seiner Initiative "One Belt, One Road", die an die historischen Handelsrouten der Seidenstraße anknüpft. China ist bereits jetzt der wichtigste Handelspartner des Irans.

Der Iran spielt für Chinas "Neue Seidenstraße" eine immer größere Rolle. Eine der wichtigsten Achsen des geostrategischen Jahrhundertprojekts führt von China über Pakistan und den Iran nach Istanbul und von dort weiter zum griechischen Hafen Piräus. Unweit der pakistanisch-iranischen Grenze und der Straße von Hormus, durch die 40 Prozent der weltweiten Erdöltransporte laufen, liegt der Tiefseehafen von Gwadar. Von dort soll es in Zukunft möglich sein, Öl und Güter durch einen Wirtschaftskorridor in Pakistan direkt nach China zu transportieren. Pakistan hat sowohl mit dem  Iran als auch mit China eine gemeinsame Grenze, während die Güter über die Nordroute durch drei zentralasiatische Länder müssen.

China sagt Hilfe im Kampf gegen Corona zu

Der Iran ist hingegen in der Coronakriese dringend auf Pekings Hilfe angewiesen: Präsident Hassan Rouhani erklärte kürzlich, 25 der rund 80 Millionen Iraner seien bereits mit dem Coronavirus infiziert, 35 Millionen unmittelbar betroffen. China sagte Unterstützung im Kampf gegen das Coronavirus zu. Die ausbaufähige Kooperation zwischen China und dem Iran könnte die Weltordnung noch gehörig auf den Kopf stellen.