Die Vereinten Nationen haben das Militär in Myanmar eindringlich aufgefordert, das Leben von Protest-Teilnehmern in Myanmar zu achten. "Wir rufen das Militär auf, das Töten und das Inhaftieren von Demonstranten zu beenden", sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsrates, Ravina Shamdasani, am Dienstag in Genf. Bisher seien bei dem Vorgehen des Militärs nach dem Militärputsch am 1. Februar 149 Menschen getötet worden. Andere Quellen sprechen von mehr als 180 Toten.

Das UN-Welternährungsprogramm WFP warnte, die angesichts der Krise gestiegenen Lebensmittel- und Benzinpreise in Myanmar könnten schon bald dazu führen, dass die Armen des Landes Hunger leiden müssten. Reis etwa habe sich seit Anfang Februar um 35 Prozent verteuert, Benzin um 15 Prozent.

Der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge waren allein am Montag mindestens 20 Menschen von Sicherheitskräften erschossen worden nach 74 am Sonntag. Es kam auch zu Brandanschlägen auf Fabriken, die von Chinesen betrieben werden. Die Demonstranten werfen der Führung in Peking vor, die Militär-Junta zu unterstützen. Nach UN-Angaben sind im Zuge der Proteste unter anderem auch 37 Journalisten festgenommen worden. Darunter seien 19 noch immer in Gewahrsam der Militärs.

Trotz der Gewalteskalation gingen Demonstranten auch am Dienstag erneut auf die Straßen, um Demokratie und die Freilassung der festgesetzten De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi einzufordern. Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte bei der Wahl im November einen erdrutschartigen Sieg gefeiert. Das Militär erkennt diesen jedoch nicht an, da es nach seiner Darstellung Wahlbetrug gegeben haben soll. Nachdem die Wahlkommission die Vorwürfe zurückgewiesen hatte, entmachtete das Militär Anfang Februar die zivile Regierung. Seitdem kommt es regelmäßig zu Massenprotesten, gegen die das Militär mit harter Hand vorgeht.

"Dieses Wochenende war ein neuer Tiefpunkt, als burmesische Sicherheitskräfte ihre eigenen Leute brutal angegriffen und Dutzende im ganzen Land getötet haben", sagte die stellvertretende Sprecherin des US-Außenminiteriums Jalina Porter am Montag (Ortszeit). Die Gewalt der Militärs gegen die Menschen in Myanmar (früher: Burma) sei "unmoralisch und nicht zu rechtfertigen". Die Generäle hätten aus egoistischen Motiven geputscht und repräsentierten nicht den Willen des Volkes. "Die Vereinigten Staaten fordern weiterhin alle Länder auf, mit konkreten Maßnahmen auf den Putsch und die eskalierende Gewalt zu reagieren", so Porter.

Das besonders schlimm betroffene Arbeiterviertel Hlaing Tharyar in Yangon gleiche einem "Kriegsgebiet", berichtete ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur. Mehr als 50 Militärfahrzeuge seien angerückt, und Soldaten hätten ununterbrochen Schüsse abgefeuert und die Anwohner beschimpft, erzählte der Demonstrant Htay Aung. Viele Wanderarbeiter, die in Hlaing Tharyar lebten, seien aus Verzweiflung in ihre Dörfer zurückgekehrt.