Noch 2020 war der politische Umgang mit Corona in Großbritannien größtenteils verheerend - deshalb (und nicht zuletzt auch durch die Uneinsichtigkeit von Teilen der Bevölkerung) wurden die Zahlen entsprechend verheerend. Seit einigen Wochen meldet der von der Pandemie schwer gebeutelte 67-Millionen-Einwohner-Inselstaat nun aber Fortschritte beim Durchimpfen der Bevölkerung, von denen die Europäische Union und nicht zuletzt Österreich nur träumen können.

Am 8. Dezember erhielt die 90-jährige Margaret Keenan in einem Spital in Coventry als Erste in ihrem Land eine Corona-Impfung (genauer: das Pfizer/Biontech-Vakzin) Per Ende Februar haben über 20 Millionen Menschen in Großbritannien eine erste Impfdosis gegen das Coronavirus erhalten, das sind etwa 30 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dass der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den abgelaufenen sieben Tagen je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, nun bei 105 liegt (in Österreich aktuell: 161), scheint Spielraum für einen Fahrplan in Richtung Normalität zu ermöglichen.

Und eben das - einen Plan für die schrittweise Aufhebung des Lockdowns in Großbritannien der britische Premierminister Boris Johnson jüngst vorgelegt. Am 8. März sperren Schulen und andere Einrichtungen zur Kinderbetreuung wieder auf - laut Gesundheitsminister Matt Hancock werden die britischen Behörden allen Haushalten mit Schülern oder Studenten pro Woche zwei Schnelltests pro Person anbieten. Es sind durchaus große Schritte, die da in fünf Schritten von 8. März bis zum finalen Stichtag 21. Juni noch angekündigt sind.

Ein Überblick:

Sorgen machen derzeit die Mutationsformen des Coronavirus - und hier vor allem die brasilianischen Variante P.1: Die britischen Behörden suchen mit Hochdruck nach einem Patienten, der positiv auf eine hochansteckende Corona-Abart getestet worden sein soll. Die gesuchte Person habe bei ihrem Corona-Test keine Kontaktdaten angegeben und sei deshalb bisher nicht gefunden worden, teilte die Behörde Public Health England mit. Insgesamt waren sechs Fälle der brasilianischen Variante P.1 in Großbritannien aufgetaucht, die anderen fünf ließen sich jedoch zurückverfolgen. "Wir müssen diese Person so schnell wie möglich finden", startete Impf-Staatssekretär Nadhim Zahawi in einem BBC-Interview einen dringenden Appell. Zuletzt hieß es aus Regierungskreisen, dass die brasilianische Virus-Variante Auslandsreisen unmöglich machen könnte. 

Kritisch ist aber auch zunehmend der "psychologische Faktor": In Erwartung der nach entbehrungsreichen Monaten nahenden Lockerungen nehmen sich in Großbritannien bereits jetzt viele Noch-nicht-Geimpfte voreilig Freiheiten heraus und sorgen für neue Cluster: Bereits in einem Fünftel aller Gemeinden in England soll die Zahl der Infektionen bereits wieder zunehmen, so die Zahlen des Krisenstabs. Keine guten Signale im Vereinigten Königreich, das trotz der erfolgreichen Impfkampagne mit etwa 123.000 Toten bei nachweislich mit dem Virus infizierten Menschen eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder Europas ist. Gebucht werden von den Briten längst eifrig Unterkünfte im eigenen Land, aber auch Destinationen im Ausland - obgleich Verkehrsminister Grant Shapps davor warnte, weil "noch zu früh".

Disziplinlosigkeit ist ein massives Problem: Erst am Sonntag musste die Polizei in London gleich zwei illegale Partys auflösen: Wie Scotland Yard mitteilte, wurden in den frühen Morgenstunden 50 Menschen in einer Wohnung im Zentrum der britischen Hauptstadt angetroffen. Für die Beteiligten wurde es teuer: Der 29-jährige Veranstalter wurde wegen Verstößen gegen die Lockdown-Regeln mit einer Geldstrafe von 10.000 Pfund (rund 11.500 Euro) belegt. Die Gäste fassten jeweils Strafen von 800 Pfund (umgerechnet 920 Euro) aus. Wenig später wurden die Beamten dann zu einer weiteren Wohnung ganz in der Nähe gerufen. Auch dort verhängten sie empfindliche Geldstrafen an Dutzende Unbelehrbare