In der schlimmsten Gesundheitskrise geht er. Spaniens Gesundheitsminister Salvador Illa ist zurückgetreten.

Ob er mit seiner Kandidatur nicht Spanien in seiner schwersten Stunde im Stich lässt, hat ihn ein Journalist gefragt. "Es stimmt, die Pandemie ist noch nicht vorbei", antwortete Illa, "aber wir sind am Anfang ihres Endes."

Dabei: Die Infektionszahlen verdreifachten sich in Spanien seit Weihnachten. 28.000 Menschen liegen mit Covid-19-Komplikationen im Krankenhaus, davon 4000 auf den Intensivstationen, die vor dem Kollaps stehen. Täglich werden derzeit fast 400 Coronatote gemeldet.

Trotzdem tritt Illa als Gesundheitsminister zurück: Weil er sich auf seine Spitzenkandidatur bei den nächsten Parlamentswahlen  in der Konfliktregion Katalonien vorbereiten will. Den Segen der Regierung hat der 54-jährige Wirtschaftswissenschafter. "Es war für mich eine Ehre, mit dir Seite an Seite zu arbeiten", sagte der Sozialistenführer und Spaniens Premier Pedro Sanchez zum Abschied in Madrid.

Katalonienfrage

Illa war Ende 2020 zum Spitzenkandidaten für die Katlonienwahl berufen worden. Von der Nominierung des in der Pandemie zum Medienstar avancierten Mannes erhoffen sich die Sozialisten ein besseres Ergebnis als bei der letzten Katalonien-Wahl Ende 2017. Damals hatten sie nur wenige Sitze im Parlament von Barcelona errungen. Mit dem populären Gesundheitsminister erhofft man sich einen Spitzenplatz. Als Gesundheitsminister trat der gebürtige Katalane fast jeden Tag im Fernsehen auf und erklärte sachlich und unaufgeregt die weiteren Schritte zur Bekämpfung der Pandemie. Illas Popularität stieg dadurch ständig.

Dabei hatte die spanische Regierung auf  das Coronavirus erst verspätet reagiert, dann die Bekämpfung zentralisiert und militarisiert. Nach langem Lockdown wurden dann Mitte des Vorjahres, auch auf Druck der Regionen, die um ihre Tourismuseinkünfte im Sommer sorgten, ein regionaler Wettlauf zugelassen, wer denn am schnellsten wieder öffnete. Die Tourismussaison war dennoch tot.

Mit den Lockerungen rund um Weihnachten - nicht zuletzt um die marode Wirtschaft anzukurbeln -  explodierten die Infektionszahlen wieder. Die Spitäler in Spanien sind schon weit über ihre Kapazitätsgrenze gekommen.

 Corona hatte die katalanische Frage zwischendurch tiefgekühlt. Aber sie wurde nur konserviert, wenn es wieder taut, ist sie wieder da. Das weiß auch die Regierung in Madrid und lässt den Gesundheitsminister daher ziehen.

Die nächste Katalonien-Wahl gilt als wegweisend. Nach dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum vom 1. Oktober 2017 sitzen viele Separatistenchefs hinter Gittern. Die regionalen Parteien, die für eine Trennung von Spanien eintreten, sind in Barcelona aber mit einer Minderheitsregierung weiterhin an der Macht.