Beim Karate heißt es: „Denke nicht an das Gewinnen, aber denke darüber nach, wie man nicht verliert.“ Dass der britische Außenminister Dominic Raab einen Schwarzen Gürtel in Karate hat, hilft ihm und seinem Premier Boris Johnson bei den Brexit-Verhandlungen, die nun erneut in eine Verlängerung gehen.

„Politischer Wille“ sei nötig, erklärte Raab der BBC am Sonntag auf die Frage, warum man sich nicht einigen könne. Die EU müsse ihre Position ändern, forderte der 46-Jährige kühn, damit sich Großbritannien und die EU auf ein Post-Brexit-Handelsabkommen einigen können. Der Karateka hat dem Gegner schlicht einen Fußtritt verpasst.

Boris Johnsons wichtigster Vertrauter ist der Sohn eines 1938 emigrierten tschechoslowakischen Juden und einer englischen Mutter. Dominic Raab war erst zwölf Jahre alt, als sein Vater an Krebs starb. Seit damals sei er ein Sportversessener, erklärte er einmal britischen Medien, denn die körperliche Betätigung habe ihm über die schwere Zeit und die Trauer hinweggeholfen. Er ist ein Brexit-Befürworter von Beginn an, ein echter Hardliner. Der Jurist, der in Oxford und Cambridge studiert hat und als Anwalt Erfahrungen in Brüssel, Ramallah und Den Haag sammelte, wurde wegen seines unaufgeregten Auftretens allerdings von Anfang an auch von den gemäßigten Torys respektiert.

Als Premier Boris Johnson im Frühjahr an Corona erkrankte, wurde Raab mit der Leitung eines Großteils der Regierung betraut. Raab ist mit Erika Rey-Raab verheiratet, einer brasilianischen Marketingexpertin. Das Paar hat zwei Söhne, Peter und Joshua. Zu den Dingen, die man außerdem über Dominic Raab weiß, gehört sein Spleen, täglich den gleichen Lunch zu sich zu nehmen. Das plauderte eine ehemalige Sekretärin aus: Baguette mit Geflügel und Caesar Salad, Obstsalat und Melonen-Smoothie - bei der Imbisskette „Pret a Manger“ längst als „The Dom Raab Special“ auf der Karte.