In einer Doppel-Conférence am Anfang der Ära Obama wurden der Präsident und die First Lady gefragt, wer mehr Humor habe. „Sie“, sagte er. Auf die Frage, wer das letzte Wort habe, sagte er: „Sie.“ „Ich“, sagte sie.

Heute erscheint Barack Obamas erster Teil seiner Memoiren. Darin beschreibt er seine Präsidentschaft, seinen Werdegang, seinen Wahlkampf und seine erste Amtszeit im Weißen Haus. Und selbstverständlich geht es auch um seinen Lebensmenschen Michelle. Und der ehemalige US-Präsident erinnert sich auch daran, dass er einen gewissen Donald Trump anfangs nicht wirklich wahrgenommen habe. Er habe wohl zu wenig ferngesehen, daher wusste er nicht wirklich etwas mit Trump anzufangen und nahm ihn nicht ernst. Wie Obama feststellen musste, nahmen ihn allerdings die Medien sehr ernst.

In der außenpolitischen Passage seiner Memoiren kommen auch Deutschlands Langzeit-Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs ehemaliger Präsident Nicolas Sarkozy vor.

Obama schreibt, über die Jahre habe er Merkel immer "sympathischer" gefunden und beschreibt sie als "zuverlässig, ehrlich, intellektuell präzise und auf eine natürliche Art freundlich". Sarkozy hingegen sei getrieben gewesen von "Schlagzeilen und deren politischer Zweckdienlichkeit". Ihm habe es auch an "weltanschaulicher Konstanz" gefehlt. Allerdings gesteht Obama Sarkozy "Unerschrockenheit, Charme und fieberhafte Energie" zu.

Ein legendäres Foto von Merkel und Obama vom G7-Gipfel anno 2015
Ein legendäres Foto von Merkel und Obama vom G7-Gipfel anno 2015 © AP

Michelle Obama war anfangs schwer gegen die Kandidatur ihre Ehemannes bei der US-Präsidentenwahl 2008. Erst mit der Zeit habe sie "widerwillig" entschieden, sich dem nicht in den Weg zu stellen, sagte Barack Obama zuletzt auch in der amerikanischen TV-Sendung "60 Minutes".

Michelle und Barack Obama
Michelle und Barack Obama © Starpix/Tuma/CP

"Und die Tatsache, dass ich gewonnen habe, hat nicht unbedingt ihren Frust gemildert - denn der Preis, den Familien dafür bezahlen, ist real." Dass Michelle sich darauf eingelassen und ihm verziehen habe, sei ein Akt der Gnade gewesen - "und ich bin mir nicht sicher, dass ich ihn verdient habe".

In dem heute erscheinenden ersten Band seiner zweiteiligen Memoiren, "A Promised Land", zitierte Obama die Reaktion seiner Frau auf seine Pläne: "Ich will nicht, dass Du für das Präsidentenamt kandidierst. Gott, Barack, wann wird es genug sein?" Er war erst wenige Jahre zuvor in den US-Senat gewählt worden. Die Obamas verbrachten nach der Wahl 2008 zwei Amtszeiten im Weißen Haus.

Michelle Obamas Memoiren

Michelle Obamas Memoiren „Becoming“ („Werden“) kamen schon vor zwei Jahren heraus. Die Erinnerungen der legendären First Lady waren für den Buch- und Veranstaltungsmarkt ein Segen. Zwei Millionen Exemplare waren schon nach zwei Wochen verkauft. Michelle Obama  brach mit ihrer Europa-Lesetournee, die an den Tourplan eines Rockstars erinnerte, sämtliche Rekorde.

Die 54-Jährige sparte in ihren Memoiren aber auch das Schmerzvolle nicht aus, nicht die Fehlgeburt, auch die künstlichen Befruchtungen nicht: „Auch zwei Macher können eine Schwangerschaft nicht erzwingen.“ Aber sie erzählte vor allem, wie sie wurde, was sie ist. Unterhaltsam, locker und mitreißend formulierend beschrieb sie in "Becoming", wie sie „als ganz normaler Mensch auf einen außergewöhnlichen Weg geraten“war.

Und sie schilderte die „Lust und Wonne“, mit Barack Obama zusammen zu sein: Wie er sie in jungen Jahren mit einer Rostlaube abgeholt hatte, wie sie beide es aus ärmlichen Verhältnissen nach oben schafften, mit Fleiß, Zähigkeit und einem hohen Ethos. Barack Obama habe als Kind die Verzweiflung seiner Mutter gespürt, wenn am Ende des Geldes noch immer zu viel Monat übrig war. Aber sowohl Michelle als auch Barack wussten auch, wie er ist, der amerikanische Traum, weil er bei ihnen Wirklichkeit wurde. Acht Jahre lang lebten die Obamas im Weißen Haus, an einem Ort, der „mehr Treppen hat, als ich zählen kann - und dazu noch Aufzüge, eine Kegelbahn und einen hauseigenen Floristen“.

In einem Dankesbrief an Michelle Obama in der „New York Times“ schrieb die Parade-Feministin Gloria Steinem: „Nach einer Dekade unter dem öffentlichen Mikroskop hat sie etwas geschafft, was keiner anderen First Lady gelungen ist: Sie hat ein öffentliches Leben gelebt, ohne ihre Privatheit und Authentizität zu opfern“, umso mehr überrascht jetzt die Offenheit in „Becoming“.

Man darf gespannt sein, wie nah Barack Obama die Leser an sich herankommen lässt.

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