Florida, Texas, Ohio, Iowa - eine Reihe wichtiger Swing-States ging an Donald Trump und seine Republikaner - vor Auszählung der Briefwahlstimmen wohlgemerkt. Das Endergebnis wird wohl erst in zwei, drei Tagen feststehen.

In Florida ist die Enttäuschung der Demokraten nach Feststehen des Urnen-Wahlergebnisses besonders groß, hatten sie doch insbesondere auf die Stimmen der Latinos - und damit auf eine Mehrheit - gezählt. Die Stimmen der Einwanderer, das ist die "Bank" der Demokraten. Auch in Texas mehrt sich ihre Zahl. In ihren Theorien gehen die Politologen sogar so weit zu sagen: Wenn sich in Texas die Stimmung dreht, und das sei zu erwarten, dann gewinnen die Republikaner überhaupt keine Präsidentenwahl mehr in den USA.

Die Welt der "Rednecks"

Doch dieser Tag ist noch weit, offenbar noch wesentlich weiter als von den Demokraten erhofft. Florida ist der Heimatstaat des republikanischen Präsidenten, in den er sich gerne zum Golfspiel zurückzieht. Doch nicht nur die Reichen und Schönen sind die Basis von Donald Trump im sonnigen Süden Nordamerikas. Florida gehört zu den Südstaaten, und es geprägt von der Mentalität der "Rednecks": Jener angestammten, weißen Bevölkerung, die mit den Alligatoren lebt, die sich outdoor gerne in Waffenübungen ergeht, die in Trump einen der "Ihren" sehen, obwohl sie in einer anderen Welt leben.

Es sind die Weißen der Arbeiterschicht, vor allem aber auch die  ländliche Bevölkerung, die über weniger Bildung verfügen und liberale Ansichten ablehnen. Bei ihnen ging die Botschaft hinein, dass vom "Sozialismus" eine riesige Gefahr für ihre Heimat ausgehe. Eine Reihe von Südstaatlern bezeichnet sich bewusst und stolz als "Rednecks", um ihre Herkunft und ihre Ansichten zu unterstreichen. Es ist eine Frage der politischen Identität, weniger ein soziales Attribut. Georgia, North Carolina, natürlich auch South Carolina - das ist ihre Heimat, und auch diese Bundesstaaten gingen an Donald Trump. Mississippi, Alabama und Louisiana sowieso.

Einwanderer für Trump

Und die Einwanderer? Die vielen Latinos aus Kuba und Venezuela, die in Florida eine neue Heimat gefunden haben? Der New Yorker Unternehmer Bloomberg hat 300 Millionen Dollar allein in Florida in die Wahlwerbung investiert, um sie auf die Seite der "Guten" zu ziehen. Bloomberg, der zunächst Demokrat war, dann ein "linker Republikaner", zuletzt wieder Unterstützer Joe Bidens im Kampf gegen die konservative Politik Donald Trumps.

Florida ging dennoch an Trump. Er hat einen Vorsprung sogar noch ausgebaut, das war für die Demokraten nicht zu erwarten. Es ist eine große Enttäuschung. Menschen, die in Florida leben, haben es dennoch erwartet. Zu sehr haben sich die Lager in ihren jeweiligen Bastionen verbarrikadiert, tauscht man sich nur noch innerhalb der eigenen Blase aus. Die "Rednecks" sind für die Botschaften der Demokraten nicht empfänglich. Viele Latinos gehen  - noch - nicht wählen, trotz aller Bemühungen, sie dafür zu gewinnen.

Abschottung kam an

Und bei denen, die sich sehr wohl für die Wahl registrieren ließen, greift wohl ein Phänomen, das wir auch aus Österreich kennen: So mancher Zuwanderer wird rasch zum Abschotter aus Passion, auch, weil weitere Zuwanderer vor allem auch ihre eigene, gerade erst abgesicherte Existenz gefährden.

Im umkämpften Florida gaben wie 2016 unverändert sechs von zehn weißen Wählern an, für Trump gestimmt zu haben. Außerdem wählten ihn aber die Hälfte aller Latinos. Bei der vergangenen Präsidentenwahl waren es nur vier von zehn. Trump hat seinen "Pflichtsieg" im Sonnenschein-Staat also vor allem den Latinos zu verdanken. Seine Strategie, mit einer harten Politik gegen Kuba die zahlreichen kubanisch-stämmigen Wähler im bevölkerungsreichen Süden Floridas, von denen viele einst von der kommunistisch regierten Karibikinsel flohen, auf seine Seite zu ziehen, ist aufgegangen. Alles in allem stimmten drei von zehn nicht-weißen Wählern für Trump. Gegen Clinton waren es nur zwei von zehn.

Die "enge Beziehung" des Amtsinhabers zu den kubanischen und venezolanischen Gemeinden in Miami habe "das Gleichgewicht zugunsten von Trump gekippt", sagte Jorge Duany, Leiter des kubanischen Forschungsinstituts an der Universität FIU, in der Wahlnacht.

"Die Demokraten verloren die hispanische Abstimmung", sagte Politikwissenschaftler Eduardo Gamarra. Nicht nur die Kubaner, welche die große Mehrheit der Latinos in Florida ausmachen und die traditionell den Republikanern nahestehen, wählten Trump. Auch die Venezolaner, Argentinier, Bolivianer und Kolumbianer hätten für den Präsidenten gestimmt.

Kubaner feierten Trump-Sieg

In Miamis Stadtteil Little Havana hörten Dutzende Kubaner am Dienstagabend (Ortszeit) Salsa-Musik und schwenkten US-Flaggen, als sie Trumps Sieg in Florida feierten. Freiheit für Kuba!" rief eine Frau vor TV-Reportern. Viele der Kubaner in dem südlichen Bundesstaat verabscheuen die kommunistische Regierung in Havanna. Trump punktete bei ihnen mit seiner anti-sozialistischen Rhetorik.

Gammara zufolge schadete die "Black Lives Matter"-Bewegung Biden in Florida. Die Latinos dort würden sich nicht mit den Schwarzen in den Vereinigten Staaten identifizieren. 

Mit dem Erfolg in Florida gewann Trump 29 Wahlleute-Stimmen und machte damit einen wichtigen Schritt im Rennen um die Präsidentschaft. Der Präsident hatte auf vielen Kundgebungen im sogenannten Sunshine State für sich geworben.