Die Regierungen in Europa suchen Auswege aus der Corona-Pandemie und hoffen, dass die neuen Beschränkungen Erfolg zeitigen. Ein Überblick über die Maßnahmen in der Corona-Krise:

Deutschland

Deutschland will laut einem Bericht von ntv eine ergänzende Maskenpflicht und eine Sperrstunde in der Gastronomie schon dann einführen, wenn in einer Region die Zahl der Neuinfektionen die Marke von 35 pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche überschreitet. Diese Maskenpflicht soll dort eingeführt werden, wo Menschen dichter oder länger zusammenkommen, berichtete der TV-Sender am Mittwoch nach Beratungen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefs der Länder.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Mittwoch erstmals seit April mehr als 5.000 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Insgesamt belief sich die Zahl laut RKI auf 5.132. Das waren mehr als 1.000 Fälle mehr als noch am Vortag. Der letzte Höchstwert seit April waren 4.721 neu nachgewiesene Fälle am Samstag gewesen. Am Mittwoch vergangener Woche wurden 2.828 Neuinfektionen gemeldet.

Zuletzt waren Mitte April die Zahlen so hoch wie aktuell. Allerdings sind die Werte nicht miteinander vergleichbar, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird - und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Das RKI schreibt zur momentanen Situation: "Aktuell ist ein beschleunigter Anstieg der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten. Daher wird dringend appelliert, dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert." Der Anteil der Covid-19 Fälle nehme in der älteren Bevölkerung leicht zu. Senioren gelten in der Regel als anfälliger für eine schwere Corona-Erkrankung als Jüngere.

Italien

Für Lokale und Restaurants wird eine Sperrstunde ab Mitternacht eingeführt. Nach 21 Uhr dürfen keine Gäste mehr vor Lokalen stehen, wie aus der Verordnung hervorgeht. Diskotheken bleiben geschlossen. Kongresse und Messen sind nach wie vor erlaubt. Bei Feiern in der eigenen Wohnung rät die Regierung in Rom, nicht mehr als sechs Gäste einzuladen. Wenn man Personen zu Hause empfängt, mit denen man nicht zusammenlebt, wird geraten, Mundschutz zu tragen. Schulausflüge werden verboten.

Wegen der steigenden Infektionszahlen hat die Regierung in Rom jetzt beschlossen, lediglich 30 Gäste bei Zeremonien wie Hochzeiten, Taufen und Erstkommunionen zuzulassen. 

Kroatien

Im EU-Land Kroatien haben die Behörden am Mittwoch einen Rekordwert an neuen Infektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. In den vergangenen 24 Stunden sei bei 748 Menschen Sars-CoV-2 nachgewiesen worden, teilte der Krisenstab der kroatischen Regierung mit. Die bisher höchste Zahl von 542 Neuinfizierten hatte der Krisenstab am 8. Oktober registriert.

Tschechien

In Tschechien hat das Gesundheitsministerium am Mittwoch 8.325 neue Positiv-Tests gemeldet. Das ist der bisher zweithöchste Wert in dem Land mit 10,7 Millionen Einwohnern. Die Gesamtzahl der Fälle liegt inzwischen bei 129.747. Bisher starben 1.106 Menschen, die positiv getestet wurden. Zu Monatsbeginn waren es noch 696 Todesfälle.

Vom 14. Oktober an werden Versammlungen mit mehr als sechs Menschen verboten, wie Gesundheitsminister Roman Prymula am Montagabend bekannt gab. Restaurants, Bars und Klubs müssen dann bis auf Weiteres schließen. Der Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit wird untersagt. Alle Schulen müssen bis Anfang November für knapp drei Wochen zum Fernunterricht übergehen.

Die Maskenpflicht gilt nicht mehr nur in Innenräumen, sondern auch an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel. Geschäfte bleiben geöffnet.

"Wir haben nur einen Versuch, der erfolgreich sein muss, damit wir als Nation diese Pandemie beherrschen", sagte Regierungschef Andrej Babis. Tschechien verzeichnet einen starken Anstieg bei den Corona-Neuinfektionen. Im Schnitt steckten sich nach Angaben der EU-Agentur ECDC binnen 14 Tagen 493,1 Menschen je 100.000 Einwohner an – der höchste Wert innerhalb der EU. 

Niederlande

Die Niederlande haben die Corona-Maßnahmen drastisch verschärft. Ministerpräsident Mark Rutte kündigte am Dienstag in Den Haag einen "Teil-Lockdown" an. Beiseln, Cafes und Restaurants werden geschlossen, der Verkauf von Alkohol wird ab 20.00 Uhr verboten. Außerdem dürfen die Bürger nur noch maximal drei Gäste pro Tag in ihren Wohnungen empfangen und sollen Bus und Bahn nur noch in dringenden Fällen nutzen.  Auch eine allgemeine Maskenpflicht im öffentlichen Raum kommt. Am Montag hatten die Behörden den Rekordwert von fast 7.000 neuen Positiv-Tests bekanntgegeben.

Großbritannien

Berater der britischen Regierung haben Premierminister Boris Johnson einen landesweiten Lockdown empfohlen, dieser hält jedoch an regionalen Maßnahmen fest. Johnson hatte am Montag ein dreistufiges System im Kampf gegen die Pandemie für den Landesteil England vorgestellt. Dabei sollen aber Schulen und Universitäten in England geöffnet bleiben. Pubs und Bars sollen schließen.

Im Kampf gegen steigende Infektionszahlen führt Nordirland die strengsten Regeln im Vereinigten Königreich ein. Schulen werden für zwei Wochen geschlossen, Restaurants für vier, wie die nordirische Regierungschefin Arlene Foster ankündigt. Die Schulferien im Oktober werden damit um eine Woche verlängert. Gaststätten dürfen Speisen und Getränke nur außer Haus anbieten. Nicht dringende Reisen sollten vermieden und wenn möglich von zu Hause aus gearbeitet werden.

Israel

Die Lockdown-Restriktionen in Israel werden vorerst bis kommenden Sonntag verlängert. Dies teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Nacht auf Mittwoch nach einer Sitzung des sogenannten Coronavirus-Kabinetts mit. Am Donnerstag soll über erste Lockerungen beraten werden. Dazu zählen unter anderem die Öffnung von kleinen Geschäften ohne Publikumsverkehr und von Kindergärten. Die Lockerungen sollen schrittweise erfolgen.

Spanien

Spanien ist mit 850.000 Infektionen erneut schlimm von der Coronakrise betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen lag zuletzt bei 115. Im gleichen Zeitraum gab es 541 Tote. Der Anteil der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern steigt. In ganz Spanien gilt deswegen die Maskenpflicht im Freien. Viele Gebiete und Gemeinden sind abgeriegelt. Über die Hauptstadt verhängte die Regierung für zwei Wochen den Notstand. Madrid und einige Vororte dürfen nur noch mit triftigem Grund verlassen werden – etwa für den Weg zur Arbeit oder für Arztbesuche. Betroffen sind knapp 4,8 Millionen Menschen.

Frankreich

Frankreich erwartet mit Blick auf das heutige TV-Interview mit Präsident Emmanuel Macron strengere Maßnahmen. Die Corona-Lage im Land verschlechtert sich seit Wochen. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern hatte am Samstag annähernd 27.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet – ein Rekord. In zahlreichen Metropolen, darunter Paris und Lyon, gilt die höchste Corona-Warnstufe. Bars sind geschlossen, in Restaurants gelten strengere Hygienemaßnahmen. Französische Medien spekulieren daher über die Einführung einer abendlichen Ausgangssperre in den am stärksten betroffenen Gebieten.

Russland

Russland hat am Mittwoch einen Rekord an Neuinfektionen gemeldet. Binnen der letzten 24 Stunden gibt es 14.231 weitere Coronavirus-Fälle. Die Gesamtzahl der Infektionen stieg damit auf 1,34 Millionen. Weitere 239 Menschen starben, wodurch sich die Zahl der Todesfälle auf 23.205 erhöht.

Polen

In Polen hat die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erstmals die Marke von 6.000 üerschritten. Innerhalb von 24 Stunden kamen 6.526 neue Fälle hinzu, die meisten davon in der Region um die Hauptstadt Warschau (1.188). Das teilte das polnische Gesundheitsministerium am Mittwoch mit. Im gleichen Zeitraum starben 116 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus.

Seit Beginn der Pandemie gab es in Polen 3.217 Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. Das Land hat rund 38 Millionen Einwohner. Polen ist das einzige Nachbarland Deutschlands, das bisher vom Auswärtigen Amt in Berlin noch nicht ganz oder teilweise als Risikogebiet eingestuft wurde.

Seit Samstag gilt in Polen im gesamten Land wieder eine Maskenpflicht in der Öffentlichkeit - sogar im Freien. Zudem dürfen an Feiern maximal 75 Menschen teilnehmen. In sogenannten roten Zonen sind die Auflagen strenger, unter anderem müssen Bars und Restaurants um 22.00 Uhr schließen.