Während die Israelis mit den Golfnationen im Weißen Haus ihre Friedensdeals feierten, rief die Palästinenserführung zu einem Tag des Zorns auf. Doch kaum jemand kam. Einige Dutzend Aktivisten demonstrierten in brütender Hitze auf dem zentralen Platz in Ramallah gegen die Abkommen, doch in den Straßen des Westjordanlandes war wenig vom großen Unmut zu spüren.

Der Grund für das mangelnde Interesse ist nicht nur das Coronavirus, sondern ebenso die tief sitzende Frustration in der Bevölkerung. Viele beklagen sich, wenn auch oft noch hinter vorgehaltener Hand, über die generelle Ablehnung von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, mit Washington oder Jerusalem zu reden. „Was hat uns das gebracht?“, fragen sie und schauen sehnsüchtig in eine Zukunft ohne den Konflikt, die zweifelsohne mehr Wohlstand bringen würde.



Abbas jedoch will derzeit nicht verhandeln. Er fühlt sich von den Verbündeten verraten und kritisiert die Normalisierung, die seiner Meinung nach „keinen regionalen Frieden bringen wird, so lange die Besatzung durch Israel andauert“. Der Iran, die Opposition in Bahrain und einige andere pflichten ihm bei. Doch die Stimmen werden weniger.

Immenser Sinneswandel

Die Abkommen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Bahrains werden als immenser Sinneswandel in der arabischen Welt angesehen. Bis dato waren Verträge mit dem Jüdischen Staat tabu, bevor der Konflikt mit den Palästinensern gelöst ist. Doch jetzt hüllt sich die Arabische Liga in Schweigen. Die Forderung aus Ramallah, die Aussöhnung zu verurteilen, wurde abgelehnt. Der palästinensische Ministerpräsident Mohammad Schtajjeh nannte die Liga daraufhin „das Symbol arabischer Schwäche“.

Immer mehr wächst der Druck auf die Palästinenser. Israels Außenminister Gabi Ashkenasi von der Zentrumspartei Blau-Weiß forderte sie wiederholt auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die US-Regierung drängt schon lange, und jetzt wollen sogar die Emiratis, dass Ramallah sich einsichtiger zeigt. In Washington sagte der stellvertretende Minister für Diplomatie, Omar Saif Ghobash, dass sie „den Willen zeigen müssen, sich selbst zu helfen“.

Alte Vorwürfe

Er wies zurück, dass die neue Beziehung mit Israel auf Kosten der Palästinenser gehe. „Statt die alten Vorwürfe heranzuziehen, sollten sie schauen, was wir hier versuchen zu tun.“ Die Verbundenheit mit Jerusalem, meint er, würde die palästinensische Sache nicht verhindern, sondern sie voranbringen.

Noch während der Unterzeichnung der Friedensverträge schossen extremistische Palästinenser im Gazastreifen Raketen auf Israel ab; die israelische Armee flog Vergeltungsangriffe. Auch die in der Enklave regierende Hamas lehnt die beiden Friedensabkommen ab: „Die Normalisierungs-Abkommen zwischen Bahrain, VAE und der Zionistischen Einheit sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind“, sagte er.