Das Oberste Verwaltungsgericht der Türkei hat am Freitag den Weg dafür geebnet, die Hagia Sophia in Istanbul in eine Moschee umzuwandeln. Laut Nachrichtenagentur Anadolu erkannte das Gericht den seit 1935 bestehenden Status eines Museums für den Bau aus dem 6. Jahrhundert ab. Stattdessen könne die Hagia Sophia, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, für muslimische Gottesdienste genutzt werden.

UNESCO warnt

Zuvor hatte die UNESCO die Türkei vor der eigenmächtigen Umwandlung des historischen Gebäudes in eine Moschee gewarnt. Mit dem Status als Weltkulturerbe seien "eine Reihe von Zusagen und rechtlichen Verpflichtungen verbunden", erklärte die UN-Kulturorganisation und rief die Türkei vor einer Entscheidung zum Dialog auf.

Ein Staat dürfe "keine Veränderung an dem herausragenden universellen Wert" eines Welterbe-Monuments vornehmen, unterstrich die UNESCO. Die Hagia Sophia gehört als Teil der Istanbuler Altstadt zum Welterbe.

Die im 6. Jahrhundert nach Christus erbaute Hagia Sophia (griechisch: Heilige Weisheit) war fast ein Jahrtausend lang das größte Gotteshaus der Christenheit und Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden. Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wandelte Sultan Mehmet II. ("Der Eroberer") die Hagia Sophia in eine Moschee um und fügte als äußeres Kennzeichen vier Minarette hinzu. Auf Betreiben des türkischen Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung in ein Museum an.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die Umwandlung in ein Museum zuletzt als "großen Fehler" bezeichnet. Die säkulare türkische Opposition und die USA als wichtigster Verbündeter der Türkei sind allerdings gegen eine Nutzung als Moschee.