Die aktuellen Verschwörungstheorien zu Bill Gatesund dem Coronavirus "erscheinen mir in erster Linie politisch motiviert", erklärt Andreas Jungherr, Professor an der Universität Konstanz für den Studiengang "Social Science Data Collection and Analysis" im Bayerischen Rundfunk. "Manche sehen die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus nicht als objektiv und wissenschaftlich begründete Reaktion, sondern als politisch motivierten Eingriff in Freiheitsrechte", erklärt Jungherr weiters. In den USA werde dies noch durch die bevorstehenden Wahlen verschärft.

Mit Verschwörungstheorien um Bill Gates könne man die Schwere der Corona-Pandemie herunterspielen. "Was vorher objektiv notwendig und wissenschaftlich begründet schien, kann jetzt als im Interesse einer globalen Elite diskreditiert werden", führt der Experte für Sozial- und Wirtschaftsdaten im Bayerischen Rundfunk aus.

Microsoft-Gründer

Bill Gates ist der Mitgründer des Softwarekonzerns Microsoft. Gegen das Unternehmen wurden in den späten 1990er-Jahren etliche Kartellverfahren angestrengt.

Heute konzentriert sich Bill Gates auf die wohltätige Arbeit in der Stiftung, die er zusammen mit seiner Frau Melinda führt. Die "Bill & Melinda Gates Foundation" ist die größte Privatstiftung der Welt.

2005 wurde er von „Time“ zur "Person des Jahres" gekürt, gemeinsam mit seiner Frau Melinda und Bono von U2, weil sich alle drei für die Bekämpfung von Armut stark machen würden.

Warnung vor weltweiten Pandemien

In einem sogenannten „TED-Talk“ im Jahr 2015 warnte Bill Gates  prophetisch vor einer weltweiten Pandemie. Nicht ein Atomkrieg oder andere kriegerische Konflikte seien die großen Gefahren in der Welt, nein, Pandemien seien die wahre Bedrohung, sagte er damals im legeren Pullover auf einer Bühne vor Tausenden Zuhörern. Es war Gates' Appell,  mehr in Forschung, Medikamente, Impfstoffe zu investieren.

In der Coronakrise ist der 64-jährige Multimilliardär von Verschwörungstheoretikern umzingelt, für viele ist er überhaupt der Drahtzieher der Pandemie.

Bei den jüngsten Anti-Corona-Protesten in Deutschland trugen Demonstranten Masken, auf denen „Kill Bill" stand oder „Gebt Gates keine Chance“ .

© AFP

Die Anschuldigungen gegen den Multimilliardär sind haarsträubend, der Phantasie scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein: So heißt es etwa, Gates selbst habe das Virus erschaffen, weil er letztlich Mikrochips in Menschen einpflanzen wolle um sie überwachen zu können und die Weltherrschaft anstrebe - letztlich gehe es natürlich um Unmengen Geld, die Gates scheffeln wolle. Im Vergleich zu diesen Ideen wirkt James Bond wie ein müder Plot.

Nach Angaben der Marktforschungsgruppe Zignal, die ihren Stammsitz in San Francisco hat, ist Bill Gates der am häufigsten genannte Name im Zusammenhang mit Falschmeldungen zum Coronavirus.

Aber selbst auf der Internetseite des Weißen Hauses gibt es eine Petition, die Ermittlungen gegen die Gates-Stiftung wegen „Verbrechen gegen die Menschheit“ fordert. Am Rande sei erwähnt, dass Bill Gates zu den strengsten Kritikern der Trump-Regierung zählt. So kritisierte Gates öffentlich, dass der US-Präsident die WHO in der Coronakrise im Regen stehen lasse, weil er der Weltgesundheitsorganisation den Geldhahn zugedreht hat.

Die Gates-Stiftung hat mittlerweile 300 Millionen Dollar im Kampf gegen das Coronavirus aufgebracht.

In der FAZ wurde Bill Gates kürzlich in einem Interview gefragt, ob er die Verschwörungstheorien gegen ihn ernst nehme oder ob er darüber lachen könne. Die Antwort des Microsoft-Gründers: "Naja, ich bin mir ziemlich sicher, ich habe das Virus nicht erfunden. Um Ihre Frage zu beantworten: Es ist ein bisschen von beidem. Das Ganze kann in gewisser Weise lustig sein, aber wenn Leute es wirklich glauben, ist es irgendwie erschreckend und gefährlich."