Das gute Krisenmanagement hat sich offenbar ausgezahlt: Bei der mitten in der Coronavirus-Krise abgehaltenen Parlamentswahl in Südkorea sichert sich das sozialliberale Regierungslager ersten Prognosen zufolge eine deutliche Mehrheit. Die Wahl gilt als Stimmungstest, wird aber auch international genau beobachtet: Südkorea war als eines der ersten Länder von der Corona-Pandemie betroffen, zeitweise gab es in dem Land die meisten Infektionen nach China. Inzwischen ist das Virus dank umfangreicher Tests und des konsequenten Aufspürens und Isolierens von Kontaktpersonen deutlich eingedämmt. Südkorea gilt inzwischen als  Vorzeigestaat im Umgang mit der Pandemie.

Eine gewöhnliche Wahl war es dennoch nicht: Die Wahllokale wurden desinfizieren; es gelten Abstandsregeln und  Maskenpflicht; die Wähler müssen ihre Hände desinfizieren und beim Ausfüllen des Wahlzettels auch Einmal-Handschuhe tragen, die bereitgestellt werden. Außerdem wurde bei jedem Wähler Fieber gemessen. Wer mehr als 37,5 Grad Temperatur aufwies, wurde einer besonderen Wahlkabine zugewiesen und auf das Virus getestet. Um größere Menschenansammlungen zu vermeiden, hatten zahlreicher Wähler bereits am Freitag und Samstag die Möglichkeit frühzeitiger Stimmabgabe genutzt. Die Bürger wurden zudem zur Briefwahl ermuntert.

Risiko bleibt hoch

Unumstritten ist der Wahlgang dennoch nicht - denn das Risiko bleibt hoch. Wie heikel Wahlen in Zeiten von Covid-19 sind, konnte man in  Frankreich sehen, wo Präsident Macron noch am 15. März Regionalwahlen abhalten ließ -  ihm wird vorgehalten, die Ausbreitung des Virus damit verstärkt zu haben. Einige Wahlhelfer beklagten, sie hätten sich trotz Sicherheitsvorkehrungen wie Hände waschen und Abstand halten infiziert. Auch in den USA erweist sich die Abhaltung der Vorwahlen als problematisch: Im Bundesstaat Wisconsin etwa waren in der Metropole Milwaukee nur fünf der 180 Wahllokale geöffnet, und viele Wähler blieben aus Angst vor einer Ansteckung daheim.

Präsident Moon Jaen-in war wegen seines Handelns in der Corona-Krise anfangs scharf kritisiert worden, konnte dann aber mit erfolgreicher Eindämmung das Ruder herumreißen. Er setzte darauf, lokale Infektionsherde rasch zu isolieren; die Kontaktpersonen von Infizierten wurden durch Videoüberwachung und Auswertung von Handy- und Bankdaten ausfindig gemacht; zudem wurden rasch sehr viele Tests durchgeführt.

Wie wird sich die Infektionskurve entwickeln?

Nachwahlbefragungen mehrerer TV-Sender am Mittwoch legten nahe, dass die Demokratische Partei Koreas (Minjoo) von Präsident Moon Jae-in ihre Stellung als stärkste Einzelpartei in der 300 Sitze umfassenden Nationalversammlung noch ausbauen konnte. Jetzt bleibt abzuwarten, wie sich der Wahlgang auf die Entwicklung der Infektionszahlen auswirken wird.