Der britische Premierminister Boris Johnson (55) ist einem Bericht des Senders BBC zufolge auf die Intensivstation verlegt worden; zuvor hatte sich sein Zustand demnach verschlechtert. Johnson ist mit dem Coronavirus infiziert. Wegen andauernder Corona-Symptome war Johnson am Sonntagabend auf Anraten seines Arztes in eine Klinik gebracht worden.

Nach einem Bericht der "Times" wird er dort mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt. Johnsons Büro hatte die Krankenhauseinweisung als "Vorsichtsmaßnahme" bezeichnet. "Er hat die Nacht im Krankenhaus verbracht", verlautete am Montag aus Regierungskreisen in London.

Politiker aus aller Welt wünschten dem Regierungschef noch in der Nacht auf Dienstag eine schnelle Genesung. Johnson habe Außenminister Dominic Raab damit beauftragt, ihn zu vertreten, wo es notwendig sei, teilte eine Regierungssprecherin mit. Königin Elizabeth II. (93) wurde über die Lage informiert. Nach Medienberichten ist Johnson bei Bewusstsein.

"In hervorragenden Händen"

Über den genauen Zustand des 55-Jährigen informierte Downing Street hingegen nicht. "Der Premierminister ist in hervorragenden Händen und dankt allen Mitarbeitern des (Gesundheitsdiensts) NHS für ihre harte Arbeit und ihr Engagement", heißt es weiter in der offiziellen Mitteilung.

Eigentlich war damit gerechnet worden, dass Johnson bereits am vergangenen Freitag wieder öffentliche Termine wahrnehmen würde. In einer Videobotschaft erklärte er an diesem Tag jedoch, dass er sich zwar besser fühle, aber immer noch Fieber habe.

Der 55-Jährige war am Sonntag in das staatliche St. Thomas' Hospital nahe des Parlaments gebracht worden. Sein Zustand hatte sich im Laufe des Montagnachmittags aber plötzlich derart verschlechtert, dass ihn die Ärzte am Abend auf die Intensivstation verlegten.

Ranghöchster Infizierter

Johnson ist weltweit der ranghöchste Politiker, bei dem eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen wurde. Auch der britische Gesundheitsminister Matt Hancock und der Thronfolger Prinz Charles hatten sich mit dem Erreger Sars-Cov-2 infiziert, sind aber inzwischen beide wieder genesen.

Johnson hatte am Freitag der Vorwoche bekannt gegeben, dass er positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Er begab sich daraufhin in Selbstisolation in seinem Amts- und Wohnsitz in der Downing Street in London. Die Amtsgeschäfte führte er über elektronische Hilfsmittel wie Videokonferenzen weiter.

Während Gesundheitsminister Matt Hancock, der seine Infektion gleichzeitig mit Johnson bekanntgegeben hatte, seine Amtsgeschäfte wieder aufnahm, klagt der Regierungschef weiterhin über Krankheitssymptome wie Fieber und hartnäckigen Husten. Seine Ärzte schickten ihn daher am Sonntag ins Krankenhaus, um dort weitere Untersuchungen vorzunehmen.

Unter Kritik geraten

Johnson war zu Beginn der Corona-Krise unter Kritik geraten, weil er restriktive Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie abgelehnt hatte. Inzwischen gilt im ganzen Königreich eine Ausgangssperre. Bis Sonntag wurden in Großbritannien rund 50.000 Corona-Infektionen nachgewiesen, fast 5.000 Menschen starben. Es fehlt an verlässlichen Testungen und an Beatmungsgeräten in den Krankenhäusern.

Der 55-jährige Johnson hatte Ende Februar seine Verlobung mit Carrie Symonds bekanntgegeben und zugleich verraten, dass er im Frühsommer zum sechsten Mal Vater wird. Seine 31-jährige Partnerin war Medienberaterin seiner Partei.