Indien, Spanien und die Schweiz sind neben Italien derzeit die besorgniserregendsten Krisen-Regionen:

Wegen der Corona-Krise hat Spanien die Nato um Unterstützung gebeten. Wie das Militärbündnis mitteilte, geht es um Hilfe bei der medizinischen Versorgung. Die Regierung in Madrid braucht unter anderem 500.000 Corona-Tests, 500 Beatmungsgeräte und 1,5 Millionen OP-Masken. Die Nato selbst verfüge nicht über dieses Material, leitete die Anfrage aber an die übrigen Bündnispartner weiter, hieß es in einer Aussendung.

Trotz einer vor zehn Tagen verhängten strikten Ausgangssperre steigen in Spanien sowohl die Zahl der Neuansteckungen als auch die Zahl der Todesopfer weiter an. Die Zahl der Coronavirus-Todesopfer in Spanien hat jene Chinas überholt. Nach Angaben der Regierung in Madrid von heute starben 3.434 Menschen in Spanien an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19. Binnen eines Tages seien weitere 738 Todesopfer hinzugekommen.

Die Zahl der Erkrankten bringt das medizinische System an den Rand des Zusammenbruchs. Tausende Beschäftigte im spanischen Gesundheitswesen wurden positiv auf das Virus getestet - umgerechnet rund zwölf Prozent aller Infizierten.

Ausgangssperre verlängern

Angesichts der dramatischen Entwicklung will die Regierung die landesweite Ausgangssperre bis Mitte April verlängern. Regierungschef Pedro Sánchez wird dem Parlament einen entsprechenden Antrag vorlegen.

Spaniens Premier Pedro Sanchez
Spaniens Premier Pedro Sanchez © APA/AFP/POOL/MARISCAL

"Wir sind uns bewusst, wie schwer es ist, diese Situation zu verlängern, aber es ist absolut unerlässlich, dass wir das Virus weiter bekämpfen, um diesen Kampf zu gewinnen", sagte Regierungssprecherin María Jesús Montero. "Dies sind unendlich schwierige Tage", räumte sie ein.

Bereits seit dem 14. März gelten in Spanien weitreichende Ausgangsbeschränkungen. Die 46 Millionen Einwohner dürfen ihr Zuhause nur verlassen, um zur Arbeit zu gelangen, Einkäufe zu erledigen, Medikamente zu besorgen oder den Hund auszuführen.

Schreckensszenarien in Indien

Indien hat indes eine dreiwöchige „vollständige Ausgangssperre“ für 1,3 Milliarden Bürger verhängt. „Ab heute um Mitternacht wird das ganze Land vollständig abgeriegelt sein“, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, sagte Premierminister Narendra Modi in einer Fernsehansprache Dienstagnacht.

Wenn dieser Zeitraum nicht respektiert werde, werde das Land um 21 Jahre zurückgeworfen, sagte Modi weiter. Er rief die Inder auf, die soziale Distanz zu respektieren und zu Hause zu bleiben.

Indien hat bisher 519 bestätigte Infektionsfälle. Zehn Menschen starben durch die Lungenkrankheit Covid-19. Experten sind jedoch davon überzeugt, dass die Dunkelziffer aufgrund der geringen Anzahl von Tests in dem zweitbevölkerungsreichten Staat der Erde weitaus höher ist.

Indien hat Hunderte Millionen Menschen, die in Armut und ohne absehbaren Zugang zu intensivmedizinischer Behandlung leben müssen. Das Land sei extrem verwundbar, wenn sich das Virus dort weiter verbreitet, berichtet der Indien-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung". Die Kolumnistin Taveela Singh formulierte im "Indian Express", was nun immer öfter diskutiert wird: "In sechs Jahren hat Premier Modi keinen ernsteren Test für seine Führung erlebt", schreibt die Autorin, an Corona werde sich zeigen, ob er als Regierungschef bestehe oder nicht.

Indien müsse sich auf einen Tsunami von Corona-Fällen einstellen, warnte Ramanan Laxminarayan, der Direktor des Zentrums für Krankheitsentwicklungen kürzlich zur BBC.

"Krankheiten können sich bei uns wegen der Bevölkerungsdichte sehr leicht verbreiten. Man rechnet mit einer Infektionsrate von 20 bis 60 Prozent und wenn man in Indien die niedrigste Rate ansetzt und das durchrechnet, kommt man auf 300 Millionen Fälle und davon möglicherweise 4 bis 8 Millionen schwere Fälle, die Intensivbehandlung benötigen. Wir hinken vielleicht einige Wochen hinterher, aber wir bekommen schon bald diesen Tsunami von Corona-Fällen, wie in Italien und Spanien und vorher in China", erklärte Laxxminarayan.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte zuletzt ein wesentlich härteres Vorgehen Indiens gegen das Coronavirus gefordert. Ashish Jha, Direktor des Institutes für Globale Gesundheit in Harvard, warnte in amerikanischen Medien: Er fürchtet, 40 Prozent der Inder oder mehr als 400 Millionen Menschen könnten sich mit Corona anstecken. 

Lage wird auch in der Schweiz schärfer

Nach Angaben des Schweizer Bundesamts für Gesundheit sind auch in der Schweiz alle Kantone und das Fürstentum Liechtenstein mittlerweile von der Coronakrise betroffen.

Der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset rief die Bevölkerung zur Geduld auf. "Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass es eine Weile dauern wird", sagte er an einer per Fernsehen übertragenen Medienkonferenz nach einem Besuch des Universitätsspitals in Genf, berichtete das Schweizer Fernsehen.

Mit 8060 bestätigten Coronavirus-Fällen ist die Schweiz - mit Spanien - pro Kopf das am zweitschlimmsten betroffene Land auf der Welt nach Italien.

"Die Schweiz gehört zu den am stärksten betroffenen Ländern weltweit", titelt die "Aargauer Zeitung".

Gemäß der Auswertung der Johns-Hopkins-Universität, hat die Schweiz pro 100.000 Einwohner rund 85 Erkrankte, was im Verhältnis zu anderen Staaten extrem viel sei. Nur in Italien sind es mit 98 Erkrankten pro 100.000 Menschen noch mehr Infizierte, rechnete die "Aargauer Zeitung" vor.